Bundesliga-Resultate zu ermitteln, ist keine Kunst. Doch wer weiss, was in der dritten Liga in Chile passiert? Das ist die Domäne von Sportradar: Matchbeginn, Torschützen, Resultat – 5000 Scouts liefern Daten von jährlich 325 000 Anlässen.
Das ergibt eine riesige Datenmenge. Doch über den Mann dahinter gibt es kaum Informationen. Dabei ist Carsten Koerl als Unternehmer ein Serientäter. Als er die Fachhochschule mit Ingenieursdiplom verliess, gehörten ihm schon zwei Firmen. «Sport, Technik und Programmieren haben mich seit jeher fasziniert.»
Nach dem Studium programmierte der Allgäuer eine Software für Sportwetten. Weil er niemanden fand, der sich dafür interessierte, gründete er selber eine Wettfirma. Der Rest ist Geschichte: Betandwin – inzwischen zu Bwin umbenannt – war zeitweise Europas grösster Anbieter von Online-Sportwetten.
«Wir hatten eine einmalige Konstellation vor der Internetblase», sagt Koerl. Der Börsengang im Jahr 2000 machte ihn zum reichen Mann. Doch als danach die Kapitalgeber die Strategie bestimmen wollten, verging ihm die Lust. Koerl verkaufte seine Anteile, orientierte sich neu.
In Australien kam er auf eine neue Geschäftsidee. Von Betandwin wusste er, was Sportwettenanbieter brauchen: verlässliche Sportdaten mit globaler Abdeckung. Sie sind der Rohstoff, Computertechnologie veredelt sie. 450 Programmierer arbeiten für Sportradar. Zu den Kunden gehören neben Lotterien auch Medien, TV-Anstalten und Internetfirmen wie Twitter und Facebook.
Erst vor zwei Wochen holte Koerl die US-Basketball-Legende Michael Jordan an Bord. Zusammen mit zwei weiteren Investoren kaufte sich Jordan mit 44 Millionen Dollar ein.
Das Geschäft boomt, doch Koerl sieht die Möglichkeiten längst nicht ausgeschöpft. Sensortechnologie werde das Geschäft revolutionieren, sagt er. Die Sportler werden künftig am ganzen Körper Chips tragen. So können die Spiele digitalisiert werden. «Irgendwann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen der Animation und dem Spiel», sagt Koerl.
Er geht aber noch einen Schritt weiter. Sportradar bietet schon heute Wetten auf Spiele an, die komplett simuliert sind. Über das Resultat entscheiden Zufalls-Algorithmen. «Nie hätte ich mir vorstellen können, dass jemand bereit ist, darauf zu wetten», sagt Koerl. «Aber es funktioniert sehr gut.»