Er hatte keine Ahnung vom Bücherschreiben. Verlage wiesen ihn ab. John Strelecky (49) veröffentlichte das Buch «Das Café am Rande der Welt» 2006 zunächst im Selbstverlag. Innerhalb eines Jahres verbreitete es sich durch Mundpropaganda, heute ist es in 37 Sprachen übersetzt. Ein Bestseller. Auch in der Schweiz. Mit seiner kleinen Geschichte über den Sinn des Lebens inspirierte er Millionen von Menschen. Und ermuntert sie mit seinen weiteren Ratgebern und Seminaren dazu, ihr Leben nach ihrer eigenen Fasson zu gestalten.
BLICK: Herr Strelecky, wenn man Ihre Ratschläge zusammenfasst, könnte man sagen, der Mensch muss egoistisch handeln, um glücklich zu sein.
John Strelecky: Finden Sie?
Ja.
Wir müssen auf unser Herz hören, das stimmt. Jeder hat ein inneres Führungssystem, das sich an der eigenen Zufriedenheit, der eigenen Erfüllung orientiert. Das heisst aber nicht, dass man den Rat von anderen Leuten nicht annehmen soll. Es geht nicht darum, egoistisch zu sein, sondern abgestimmt.
Wie meinen Sie das?
Nehmen wir mal an, Sie lieben es, in den Bergen zu wandern. Nun könnte ich sagen: Wie egoistisch, Sie gehen jedes Wochenende in die Berge. Wenn wir diese Leidenschaft aber von einem anderen Standpunkt aus betrachten, können Sie damit die Welt verändern.
Inwiefern?
Indem Sie Sie selbst sind, erlauben Sie den anderen, auch sie selbst zu sein. Ihre Freude steckt an und ermutigt die anderen, genauso zu fühlen. Dafür müssen sie gar nicht die Berge erklimmen, sondern einfach machen, was sie glücklich macht.
Warum sind wir unglücklich?
Dafür gibt es keine einheitliche Antwort. Ein Grund ist sicher, dass sich das Leben, das wir leben, von jenem unterscheidet, das wir gerne leben würden.
Was raten Sie Leuten, die unglücklich sind?
Der Buddhismus sagt: Unzufriedenheit ist der erste Schritt zur Erleuchtung. Wir müssen also jene Sache, die uns unglücklich macht, wahrnehmen.
Und dann?
Dann suchen wir uns Beispiele, Leute, die aus den gleichen Gründen glücklich sind, wie wir es auch gerne sein wollen. Das grösste Hindernis ist unser eigenes Gehirn. Es ist sehr resistent gegenüber Veränderungen. Sein primäres Ziel ist zu überleben. Es gibt aber eine Technik, wie wir es austricksen können.
Wie?
Wir müssen Widerstand in Begehren umwandeln. Das funktioniert, indem wir unser Gehirn einer Sache in kleinen Schritten annähern. Wenn Sie zum Beispiel noch nie gerannt sind, aber gerne damit beginnen wollen, reicht es, wenn Sie während einer Woche täglich fünf Minuten rennen. Sie werden merken: Das Gehirn will nicht aufhören, es will weitermachen. Schon bald ist es der grösste Befürworter, und Sie können mühelos eine Stunde am Stück rennen.
Ist es überhaupt möglich, dass jeder Person auf dieser Welt glücklich ist?
Ich weiss es nicht. Wir können uns nicht in die Köpfe aller Menschen hineinversetzen, kennen ihre Geschichten nicht. Aber wir kennen unsere eigene. Jede Person hat also die Möglichkeit, die beste Version von sich selbst zu sein. Dadurch können wir andere inspirieren, es auch zu sein.
Vor Ihrer Karriere als Autor arbeiteten Sie als Unternehmensberater. Von heute auf morgen haben Sie gekündigt. Wieso?
Ich war nicht mehr glücklich mit meinem Job. Also entschied ich mich, diese Tätigkeit aufzugeben. Ich liess alles hinter mir und ging auf eine einjährige Weltreise. Diese hat mein Leben verändert. Als ich nach Hause kam, erhielt ich nochmals ein paar Aufträge als Unternehmensberater, doch ich merkte schnell, dass ich dieser Arbeit nicht mehr nachgehen konnte.
Und dann schrieben Sie einfach so einen Bestseller?
Ich schrieb die Geschichte «Das Café am Rande der Welt» nicht mit der Absicht, sie mit der Öffentlichkeit zu teilen. Es hat mich einfach durchflutet. Irgendetwas in mir drängte mich dazu, mich hinzusetzen und meine Gedanken auf Papier zu bringen. Auf Reisen habe ich mich immer auf meine Intuition verlassen. So legte ich los, und 21 Tage später lag die Geschichte des Why Cafe vor mir.
Gibt es dieses Café wirklich?
Eine der Freuden am Schreiben ist, dass man Dinge kreieren kann, die zuvor nicht existiert haben.
Also nein.
In meinem Kopf existiert dieses Café genauso stark wie Sie. Als ich die Fortsetzung schrieb, hatte ich dieses Gefühl, nach Hause zu kommen. Das war abgefahren. Ich bekam richtig Gänsehaut. Ich war sehr emotional, als ich an diesen Ort zurückkehrte.
Sie sagen, Sie hätten auf Ihrer Weltreise den Sinn des Lebens gefunden. In welchem Moment haben Sie das realisiert?
In Südafrika kam ich bei einem Autounfall beinahe ums Leben. Eine Lenkerin verlor die Kontrolle über ihren Wagen, dieser flog dann durch die Luft und landete nur wenige Meter vor mir auf dem Boden. Ohne zu überlegen, befreite ich die drei Insassen. Ich dachte nämlich, das Auto würde nächstens explodieren. In Filmen passiert das ja immer. Dabei wollte ich eigentlich nur zum Fischen gehen. Auf dem Weg zurück ins Hotel fragte mich ein anderer Hobbyfischer, ob ich erfolgreich war. Ich antwortete ihm, dass ich kein Glück hatte. Und als diese Worte so aus meinem Mund kamen, realisierte ich, dass diese Aussage nicht stimmte. Ich hatte unglaubliches Glück. Das Auto hätte mich umbringen können. Ein paar Sekunden haben entschieden, ob ich weiterlebe oder sterbe. Ein solcher Moment verändert dich.
Diese Reise fand vor 17 Jahren statt. Möchten Sie heute Ihrem Ich von 2002 begegnen?
Wenn ich irgendein Alter aussuchen könnte, würde ich mir noch jünger begegnen wollen. Vielleicht meinem zwölfjährigen Ich.
Warum?
Als Kind machte ich einige herausfordernde, schwierige Zeiten durch. Ich hatte kein Selbstbewusstsein, habe dauernd an mir gezweifelt.
Was würden Sie ihm sagen?
Dass alles weitaus besser kommt, als man es sich jemals hätte vorstellen können.
Im Café am Rande der Welt sind Sie drei zentralen Fragen begegnet. Unter anderem der Frage, ob Sie Angst vor dem Tod haben. Was ist Ihre Antwort?
Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Schon als Fünfjähriger träumte ich davon, nach Afrika zu gehen. Endlich dort zu sein, war überwältigend. Eines Morgens lag ich in meinem Zelt und dachte: Ich könnte heute sterben, und es wäre in Ordnung.
Wie meinen Sie das?
Ich habe alles gemacht, was ich machen wollte, gesehen, was ich sehen wollte. Den Menschen, die ich liebe, gesagt, dass ich sie liebe. Alles, was ich jetzt darüber hinaus noch erleben darf, ist ein Bonus. Eigentlich haben wir keine Angst zu sterben. Wir haben Angst, das Ende des Lebens zu erreichen, ohne wirklich gelebt zu haben.
Sie wollten Pilot werden. Wegen eines Herzfehlers ist dieser Traum geplatzt. Sind Sie heute froh, nicht Pilot geworden zu sein?
Damals brach eine Welt für mich zusammen. Seit ich zwölf war, habe ich für diesen Traum gespart, mein ganzes Geld in die Ausbildung investiert. Dann war plötzlich alles weg – wegen eines Herzfehlers, für den ich nichts konnte. Aber wissen Sie, wieso ich überhaupt Pilot werden wollte?
Warum?
Ich wollte reisen. So viel wie möglich. Und in meinen Augen war dieser Job der einzige Weg dazu. Ich hätte Gratis-Flugtickets bekommen und viel Freizeit gehabt. Heute weiss ich, dass man nicht Pilot sein muss, um die Welt zu sehen. Deshalb ist das Reisen eines meiner Big Five for Life.
Sie geben Tipps für ein besseres Leben. Was sind Ihre eigenen Ziele?
Eine liebenswürdige Beziehung mit jenen Menschen zu haben, die mir am allerwichtigsten sind. Denn Beziehungen entstehen nicht einfach so, man muss sie pflegen. Deshalb verbringe ich jede Woche mindestens einen Tag mit meiner Tochter. Ausserdem will ich unser Gehirn weiter untersuchen. Für mich selbst, aber auch für die Welt. Wir haben mehr Fähigkeiten, als wir täglich nutzen. Mit meinem Schaffen möchte ich so viele Leute wie möglich inspirieren. Das ist der Grund, warum ich lebe. Und – dafür werde ich oft ausgelacht – ich würde gerne einen Song schreiben, der es in die Top 10 der Charts schafft (lacht).
Sie sind also auch Musiker?
Nicht wirklich. Ich finde Musik einfach faszinierend. Ein Song, dreieinhalb Minuten, kann reichen, um die Gefühlslage einer Person zu verändern. Und ich könnte das Lied dann für die Verfilmung meines ersten Buches verwenden.
Das Why Cafe kommt in die Kinos?
Ja. Ich habe das Drehbuch bereits geschrieben. Jetzt warte ich nur noch auf die richtigen Partner, um den Film zu realisieren.
Sie tragen immer diesen Safarihut. Warum?
Ich bin ein Abenteurer. So würde ich mich in einem Wort beschreiben. Das ist, was ich liebe. Und jeder Abenteurer braucht seinen Abenteuer-Hut. Ich setze ihn niemals ab, denn ich fühle mich am besten – und vor allem mich selbst –, wenn ich ihn trage.
Am 31. Januar erscheint «Folge dem Rat deines Herzens und du wirst bei dir selbst ankommen» von John Strelecky im dtv-Verlag
Ob in der Buchhandlung oder auf Netflix: Lebens-Ratgeber sind beliebter denn je. Diese vier haben in den letzten Monaten für ein gutes Gefühl gesorgt.
Die Lösungen liegen im Innern des Menschen
Stefanie Stahl will, dass wir mit unserem «inneren Kind» Freundschaft schliessen. Es kennenlernen und verstehen, wie es unbewusst unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst. Viel stärker als unser Verstand. Die deutsche Psychologin zeigt mit ihrem Buch «Das Kind in dir muss Heimat finden», wie es mit dieser Bekanntschaft möglich ist, ein erfülltes Leben und eine glückliche Beziehung zu führen.
Behalten, was glücklich macht. Der Rest: Weg!
Sie befreit nicht nur unser Zuhause von unnötigem Ballast, sondern auch unsere Gedanken: die Japanerin Marie Kondo. Seit Januar läuft ihre Serie «Aufräumen mit Marie Kondo» auf Netflix, in der sie kleinen Chaoten hilft, sich mit dem Gerümpel des Alltags auseinanderzusetzen. Das gibt «Raum für mehr Lebensfreude», verspricht die Autorin. Bereits 2013 hat sie mit ihrem Buch «Magic Cleaning» einen Bestseller gelandet.
Ein gedanklicher Werkzeugkasten fürs Leben
Wie soll ich leben? «Vergleichen Sie sich nicht mit anderen», rät Rolf Dobelli. In seinen ersten Büchern zeigte der Schweizer Autor, wie man richtig denkt. Nun gibt er uns in seinem neuen Bestseller «Die Kunst des guten Lebens» 52 Tipps, wie man gut lebt. Diese gibt es auch als Kartenspiel. Weder Buch noch Spiel garantiern ein gutes Leben, machen es aber wahrscheinlicher.
Das Leben könnte so viel schöner sein
Es ist Zeit, damit aufzuhören, Dinge zu tun, die wir nicht wollen, mit Leuten, die wir nicht mögen, um zu bekommen, was wir nicht brauchen. Es sollte uns am Allerwertesten vorbeigehen. Oder wie die Deutsche Alexandra Reinwarth sagt: «Am Arsch vorbei geht auch ein Weg.» In dem gleichnamigen Buch erklärt sie, wie kleine Entscheidungen einen grossen Effekt auf unsere Lebensqualität haben können.
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