Während es bei den Erwachsenen ein Wettrennen um Impftermine gab, harzt es bei den Jungen. In Bern etwa hat nur jeder achte 16- und 17-Jährige einen Impftermin vereinbart. Ein Grund für die zögerlichen Buchungen dürfte sein, dass ihre individuellen Anreize um einiges tiefer sind: Die Gefahr eines schlimmen Corona-Verlaufs ist bei Jungen massiv tiefer, mögliche Impfreaktionen müssen aber auch sie in Kauf nehmen.
Vermutlich haben sich viele bereits angesteckt, ohne es zu wissen. Dennoch müssen auch sie zweimal zum Impftermin antraben. Nur wer seine Erkrankung nachweisen kann, gilt mit nur einer Impfdosis als vollständig geschützt. Alle anderen werden trotz möglicher Antikörper und Gedächtniszellen zweimal geimpft, genauso wie Menschen, die noch nie in Kontakt mit dem Virus standen. Zur Erinnerung: Gemäss offiziellen Zahlen haben in der Schweiz 699'000 Personen eine Corona-Erkrankung durchgemacht, wobei die Dunkelziffer auf drei Millionen geschätzt wird.
Anders in Frankreich. Die dortigen Gesundheitsbehörden testen Impfwillige neu standardmässig und direkt in den Impfzentren auf Corona-Antikörper. Ein kleiner Piks in die Fingerkuppe genügt, und während die Person ihre erste Impfung erhält, läuft die Analyse. Wer Antikörper aufweist, wird nicht mitten in den Sommerferien zum zweiten Piks wiederkommen müssen – ein echter Anreiz für Impfmuffel! Zwar schaden mehr Antikörper nicht, doch unnötige Impfungen führen eher zu Verunsicherung als zu mehr Ansporn, sich für die Impfung anzumelden.