Ankommen in der Schweiz – zum 2. Advent
«Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Frauen – oft alleine und schwanger»

Edna Baumgartner Guggisberg (36) ist Fachspezialistin im Bundesasylzentrum Feldreben in Muttenz BL. Sie erzählt von Menschen, denen sie in ihrem Job begegnet.
Publiziert: 09.12.2018 um 10:41 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2019 um 13:22 Uhr
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Edna Baumgartner Guggisberg ist Fachspezialistin beim Staatssekretariat für Migration (SEM).
Foto: Daniel Kellenberger
Daniel Arnet

«Unser Leben ist eine Reise. Ankunft heisst für mich, einen Ort erreicht zu haben, am Ziel zu sein. Die Asylsuchenden wähnen sich hier am Ziel. Die wichtigsten Herkunftsländer waren im Oktober Eritrea, Syrien, Afghanistan, Georgien und die Türkei. In den ersten Tagen ist es sicher ein Eingewöhnen. Manchmal haben Ankommende ein falsches Bild von der Schweiz. So sagte mir mal ein Eritreer, dass hier das Land sei, wo das Geld aus den Wänden kommt. Er hatte das Bild der Bancomaten vor Augen, wusste aber nicht, wie die funktionieren.

Orte der Ankunft

Heute ist Adventssonntag. Advent ist lateinisch und bedeutet Ankunft. Das SonntagsBlick-Magazin hat vier Menschen besucht, die an Ankunftsorten arbeiten: Am Flughafen, wo Passagiere landen; im Asylzentrum, wo Flüchtlinge vorläufige Ruhe finden; im Leichtathletikstadion, wo Sportler im Zielraum ankommen; und natürlich in der Geburtsstation, wo Kinder auf die Welt kommen. Was passiert an diesen Orten? An den Adventssonntagen erzählt je eine Person von ihrem Alltag und den Erlebnissen, die sie mit Ankommenden machen.

Heute ist Adventssonntag. Advent ist lateinisch und bedeutet Ankunft. Das SonntagsBlick-Magazin hat vier Menschen besucht, die an Ankunftsorten arbeiten: Am Flughafen, wo Passagiere landen; im Asylzentrum, wo Flüchtlinge vorläufige Ruhe finden; im Leichtathletikstadion, wo Sportler im Zielraum ankommen; und natürlich in der Geburtsstation, wo Kinder auf die Welt kommen. Was passiert an diesen Orten? An den Adventssonntagen erzählt je eine Person von ihrem Alltag und den Erlebnissen, die sie mit Ankommenden machen.

«Bis zu 40 Befragungen an einem Tag»

Unsere Aufgabe ist es, die Asylsuchenden zu empfangen und ihnen Unterkunft, Nahrung, Bekleidung und medizinische Grundversorgung zu bieten. Wir sind gut darin, eine gewisse Normalität herzustellen. Das schaffen wir, indem wir einen geregelten Alltag organisieren. Mit Piktogrammen und im direkten Gespräch machen wir die Bewohner zudem auf die Hausordnung aufmerksam. Die Hallen hier in Muttenz bieten 500 Plätze. Die Zahl der täglichen Neueintritte ist unvorhersehbar, wir sind grossen Schwankungen ausgesetzt. Zurzeit haben wir eine Halle geschlossen, weil nur 96 Asylsuchende hier leben.

Seit knapp fünf Jahren bin ich fürs Staatssekretariat für Migration tätig. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015 musste ich bis zu 40 Befragungen an einem Tag durchführen – da kommt man schon an seine Grenzen. Unser Ziel ist, dass diejenigen, die Anrecht auf unseren Schutz haben, diesen rasch erhalten und wissen, dass sie in der Schweiz bleiben können. Diejenigen, die nicht auf unseren Schutz angewiesen sind, sollen unser Land aber auch rasch wieder verlassen. Das geht nur, wenn wir die Asylgesuche effizient behandeln und so schnell wie möglich darüber entscheiden.

«47 Kinder sind momentan hier»

Die Weihnachtsgeschichte der schwangeren Maria, die mit Josef in einem Stall zu Bethlehem Unterschlupf fand, erinnert daran, dass etwa die Hälfte aller Geflüchteten weltweit Frauen sind, viele davon allein und schwanger. Dahinter steckt ein Hauptmotiv für Migration: Es ist der ureigene Wunsch, den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. 47 Kinder sind momentan hier. Die Kleinen sind fasziniert von den leuchtenden Bäumchen, die an manchen Ecken des Zentrums stehen. Sie basteln und singen auch gern. Am schönsten ist es, wenn man Familien zusammenführen darf, weil wir vermisste oder totgeglaubte Angehörige in der Schweiz ausfindig machen konnten. Ich durfte schon solche emotionale Treffen arrangieren und begleiten.»

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