Am Mittwoch ernannte der Bundesrat den neuen Chef Personelles der Armee: Brigadier Dominique Andrey (50) löst Divisionär Waldemar Eymann (62) ab. Der neue ist Doktor der Technischen Wissenschaften, der alte gelernter Landwirt.
Kein Zufall: In Zukunft hat es in den obersten Rängen keinen Platz mehr für Nicht-Akademiker. In der nationalrätlichen Sicherheitskommission beklagte sich Armeechef Keckeis kürzlich: «In der Schweiz sind nicht einmal zehn Prozent der Generäle Akademiker, im Ausland sind es hundert Prozent.»
Keckeis, selber studierter Politologe, machte klar: Die Schweiz soll sich anpassen – «ein Bachelor ist das Minimum.» Keiner erreicht mehr einen Generalsrang (Brigadier, Divisionär oder Korpskommandant) wenn er kein abgeschlossenes Studium vorweisen kann.
Mit den «zehn Prozent» hat Keckeis zwar untertrieben, wie Recherchen von SonntagsBlick zeigen. Richtig ist aber: Die meisten Generäle sind keine Akademiker. Von den total 59 haben 9 einen Doktortitel, 12 einen Hochschulabschluss – und 38, also zwei Drittel, überhaupt kein Studium.
Diese 38 könnten heute ebenso wenig Karriere machen wie etwa die verdienten alt Korpskommandanten Hans-Ulrich Scherrer (Handelsschule), Simon Küchler (Lehrerseminar) oder Ulrico Hess (Lehre und Technikum). Hess, langjähriger Kommandant des Feldarmeekorps 4, sagt: «Führungsstarke Persönlichkeiten sollen weiterhin Karriere machen können. Schon heute sitzen in Bern zu viele Administrativ-Generäle und Militär-Theoretiker.»
Sicherheitspolitiker von links bis rechts gehen mit Hess einig. SP-Nationalrat Boris Banga (55) fragt: «Was soll das? Ich kenne Akademiker, die sind Nieten. Und Nicht-Akademiker, die sind top.» FDP-Nationalrat Duri Bezzola (62) befürwortet eine akademische Ausbildung für Generäle, findet aber: «Jeder Topkandidat soll seine Chance erhalten.» SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer (60) schimpft: «In einer Volksarmee ist Elitedenken völlig fehl am Platz.»
Im November beginnt an der ETH Zürich der erste Lehrgang für zukünftige Generäle. Wer ihn besucht, erhält den Titel «Master of Advanced Studies ETH in Security Policy and Crisis Management.» Gesprochen wird Englisch, vorausgesetzt ein Hochschulabschluss.
Oberst im Generalstab Beat Lauper ist der stellvertretende Kommandant. Er sagt: «Die Anforderungen an einen General sind gestiegen, er muss heute viel vernetzter arbeiten.» Trotzdem räumt er ein: «In einem absoluten Ausnahmefall ist es denkbar, doch mal einen Nicht-Akademiker aufzunehmen.»