Junge Schweizer trinken wahrscheinlich doppelt so viel wie bisher angenommen. An einem normalen Samstagabend konsumiert der durchschnittliche Mann zwischen 19 und 26 Jahren zwei Liter Bier. Das zeigt ein vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstütztes Forschungsprojekt von Sucht Schweiz in Lausanne.
Den eigenen Alk-Konsum massiv unterschätzt
Dass diese Studie komplett neue und erschreckende Zahlen präsentiert, liegt an der Umfragemethode: Zuerst mussten die Teilnehmer angeben, wie viel sie schätzungsweise in den letzten 30 Tagen getrunken hatten.
Dann mussten sie von Donnerstag bis Samstag stündlich darüber per SMS Rechenschaft ablegen, wieviel Alkohol sie konsumierten.
Die Studie, die während fünf Wochen durchgeführt wurde, zeigt, dass Teilnehmer ihren Alkoholkonsum massiv unterschätzten. In Wahrheit tranken sie doppelt so viel, als dass sie vorher angegeben hatten.
Gefährliches Warmtrinken
Erstmals in der Schweiz untersuchte die Lausanner Studie auch das Phänomen des Warm- respektive Eintrinkens. Warmtrinken dient eigentlich dazu, bereits vor der Party einen bestimmen Alkohol-Pegel zu erreichen, damit nachher im Club weniger Geld in teure Drinks investiert werden muss.
Doch die Umfrage beweist, dass Warmtrinken keinen mindernden Einfluss auf den nachfolgenden Alkoholkonsum hat. Im Gegenteil: An den Abenden, an denen sich die Jungen warmgetrunken hatten, konsumierten sie doppelt so viel Alkohol wie sonst.
Bis zu 28 Gläser Alkohol pro Abend
Für alle untersuchten Abende lag der Durchschnitt bei ungefähr drei Gläsern Alkohol pro Person und Abend, wobei ein Glas 2.5 dl Bier, 1 dl Wein oder 0.25 dl Schnaps entspricht.
Die männlichen Befragten tranken durchschnittlich fünf Gläser am Donnerstag, sieben am Freitag und acht am Samstag, mit Spitzenwerten bis zu 28 Gläsern an einem Abend. Mädchen tranken durchschnittlich viereinhalb, fünf und fünfeinhalb Gläser, maximal waren es 25.
Der Psychologe Emmanuel Kuntsche und sein Team haben 183 Westschweizern - 86 Männer und 97 Frauen – im Alter zwischen 19 und 26 Jahren befragt. Laut Kuntsche würde eine Studie in der Deutschschweiz ähnliche Resultate zeigen.(dra/SDA)