Zwei Gangster verprügelten das Chamer Original Harry Schulthess in seinem «Schlangenstübli»
«Da schoss ich mit meiner Schrotflinte»

Harry Schulthess, Hobby-Kiffer aus Hagendorn ZG, ahnt nichts Böses, als es an einem Abend an seiner Türe klingelt. Zwei Männer prügeln wortlos auf ihn ein, verlangen Geld, Marihuana und Koks. Schulthess weiss sich schliesslich nur noch mit einer Schrotflinte vor dem Tod zu retten.
Publiziert: 06.08.2015 um 22:48 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:47 Uhr
Schlangen-Harry: «Ich wäre beinahe gestorben!»
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:Schlangen-Harry: «Ich wäre beinahe gestorben!»
Von Romina Lenzlinger (Text) und Joseph Khakshouri (Fotos)

Sein Gesicht ist entstellt. Die Augen blutunterlaufen. Nase und Wangen gebrochen. So übel haben zwei Männer das Chamer Original Harry Schulthess (57) zugerichtet. «Wenn ich nicht geschossen hätte, wäre ich tot», sagt das Opfer.

Schulthess, der mit 60 Giftschlangen in einem ehemaligen Kuhstall in Hagendorn ZG lebt, bekam Mitte Juni unlieb­samen Besuch. Zwei Schläger glaubten, das «Schlangestübli» sei eine Drogenhöhle und verlangten Stoff. Als sie nichts fanden, prügelten sie den Hobby-Kiffer fast zu Tode. «Ich bin ein Kiffer, aber kein Dealer», sagt der Sanitär.

Es ist bereits dunkel, als es an jenem Abend im «Schlangestübli» klingelt. Schulthess öffnet die Tür: «Wortlos packte mich einer an der Gurgel, würgte mich und schlug mir ins Gesicht.» Harry fällt zu Boden, packt das Hosenbein seines Peinigers: «Ich hatte keine Chance. Der Typ war ein Monster von einem Mann. Gross, stark und trainiert.» Immer wieder schlägt er zu: direkt in of­fene Wunden, mitten ins Gesicht. Bis Schulthess röchelnd in seinem Blut am Boden liegt. «Der Mann drohte: Gib mir Geld, Mari­huana und Koks – alles, was du hast! Dann passiert dir nichts.»

In seiner Not schickt ihn der Hobby-Kiffer zum Kühlschrank. Im Gemüsefach hat er ein wenig Hasch und Kokain gelagert. «Für den Eigengebrauch», wie er sagt.

Der Schläger will mehr. «Ich weiss nicht, warum die glaubten, dass es bei mir Drogen gibt. Aber ich wusste, dass ich tot bin, wenn ich mich nicht wehre», sagt der Schlangenfreak.

Um Zeit zu gewinnen, schickt er den Mann und dessen Komplizen erneut zum Kühlschrank. Blitzschnell greift Harry zu seiner Schrotflinte, die mit Gummischrot geladen in der Nähe liegt. Er schiesst. Dreimal. Dann flüchten die Täter.

Kurz darauf trifft die Polizei ein. Sie verhaftet alle Beteiligten. Harry und die Täter kommen erst Mitte Juli wieder auf freien Fuss. «Die Ermittlungen sind noch im Gange», sagt Judith Aklin, Sprecherin der Polizei Zug. Schulthess’ Ver­teidiger Valentin Landmann spricht von klarer Notwehr: «Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so zugerichtet wurde.»

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