Der Syrer Ali* (14) hatte im Juni seine Lehrerin (64) in Möriken-Wildegg AG verprügelt und ihr dabei den Kiefer gebrochen. Zuvor war er mehrfach negativ aufgefallen. Unter anderem, weil er mit einem Messer auf dem Pausenplatz herumfuchtelte. Er wurde schliesslich von der Schule geschmissen. Diesen Montag sollte er wieder eingeschult werden. Offenbar waren sich Experten einig, dass der Schüler in einer normalen Schule am besten aufgehoben ist und für diese kein Risiko darstellt.
Die Schulaufsicht stoppte am Freitagabend aber die geplante Einschulung an der Realschule Lenzburg im letzten Moment. Warum, ist noch unklar. Der Fall sorgt für Wirbel: In den sozialen Medien macht sich Empörung breit. Vor allem darüber, dass der Jugendliche im Sommer ein mehrwöchiges Boxcoaching absolvieren konnte, nachdem er seiner Lehrerin den Kiefer gebrochen hatte.
«Therapeutisches Boxtraining»
Wie die «AZ» schreibt, wird der Fall nun auch zum Politikum. Die Aargauer SVP-Grossrätin Doris Iten (58) verlangt Antworten und wird deshalb eine Interpellation einreichen. Sie fragt sich, wieso der Jugendliche nach nur zwei Tagen Untersuchungshaft wieder auf freien Fuss gesetzt und nicht sofort einer Sonderbetreuung zugewiesen worden war.
Sie will auch wissen, weshalb der Schüler in ein mehrwöchiges «therapeutisches Boxtraining» durfte und verlangt eine Kostenaufstellung dazu. Iten verlangt auch Antworten hinsichtlich der Betroffenen: «Wurde dem Opfer ein Anwalt beiseitegestellt? Wer trägt die Anwaltskosten?»
«Manipulativ und unberechenbar»
Eigentlich hätte der 14-Jährige nach den Sommerferien in eine Spezialklasse für verhaltensauffällige Schüler in Baden AG gehen sollen. Seine Eltern stimmten der Versetzung zu. Bedingung: Ali darf bis zum Ende des Schuljahres noch in Möriken-Wildegg bleiben. Obwohl die Lehrerinnen kein gutes Gefühl hatten und Ali als «manipulativ und unberechenbar» einstuften, willigten die Behörden ein. Dann kam es aber zum Übergriff auf die Lehrerin. Der Schule in Baden wurde es zu heiss, sie lehnte die Aufnahme von Ali aufgrund seines hohen Gefahrenpotenzials ab.
Trotz allem wäre er aber beinahe wieder in eine normale Schule gekommen. Spätestens, wenn der Regierungsrat die Interpellation von Doris Iten beantworten muss, dürfte es neue Details zu diesem Fall geben. Momentan herrscht aber noch Schweigen. Auf Anfrage der «AZ» heisst es vom kantonalen Bildungsdepartement nur, dass man wegen des laufenden Strafverfahrens bei der Jugendanwaltschaft zum konkreten Fall nicht Stellung nehmen kann. (bra)
* Name geändert