Es ist schon dunkel, als ein Mann am Dienstagabend auf das Geländer der Zürcher Kornhausbrücke steigt. «Er wirkte irgendwie verladen», sagt der Luzerner Oliver Kunz (22) zu BLICK, der die Szene zusammen mit seinem Kumpel Jonas von Milczewski (24) vom Oberen Letten aus beobachtete. Dann passiert es. «Der Brückenspringer schlug quer auf dem Wasser auf.»
Er verliert beim missglückten Aufprall aus zehn Metern Höhe das Bewusstsein, taucht nicht mehr an der Wasseroberfläche auf. Fast zehn Sekunden lang. Die beiden Studenten springen, ohne zu zögern, in die Limmat und suchen das Opfer. Kein leichtes Unterfangen im Dunkeln. «Dann sah ich etwas im Wasser schwimmen. Ich dachte zuerst, es sei ein Baumstamm», so von Milczewski.
Dramatische Rettung
Die Situation ist dramatisch, der Körper des 43-jährigen Mannes treibt mit dem Gesicht nach unten im Fluss. «Wir drehten ihn sofort um. Sekunden später begann er schon zu stöhnen», so Kunz. Mit vereinten Kräften können sie ihn kurz vor dem Lettenwehr aus dem Wasser ziehen.
Sie rufen Passanten um Hilfe. Augenblicke später treffen die Rettungskräfte ein. «Der Mann konnte sich an überhaupt nichts mehr erinnern. Er meinte, er sei gar nicht von der Brücke gesprungen», sagt Kunz zu BLICK.
Mann bricht sich bei Aare-Sprung das Bein
Die beiden Studenten haben gut reagiert. Aber sich selbst in Gefahr bringen sollte man nicht. «Selbst im Notfall sollten nur gute Schwimmer eine Rettung wagen und keine unnötigen Risiken eingehen. Sonst haben wir am Schluss mehr Opfer als ohne Hilfe», sagt Bernhard Fleuti von der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) zu BLICK.
Es komme immer wieder vor, dass sich Brückenspringer verletzten. «Beim Berner Schönausteg hatte sich vor einiger Zeit ein Mann das Bein gebrochen, als er auf den Grund der Aare aufschlug», so Fleuti.
Klar ist: Mit ihrem beherzten Eingreifen haben die beiden Studenten in Zürich dem Mann das Leben gerettet. «Ich fühle mich nicht als Held. Jeder hätte so gehandelt», sagt von Milczewski bescheiden. Die Stadtpolizei Zürich untersucht nun die genauen Umstände des Unfalls.