Es hätte Tote und Schwerverletzte geben können! Der 47-jährige arbeitslose Maler Luigi H.* raste 86 Kilometer auf der falschen Seite der Autobahn durch die halbe Schweiz.
Jetzt wurde der Italiener vom Bezirksgericht Horgen ZH zu drei Jahren Knast – davon sechs Monate unbedingt – und zehn Jahren Landesverweis verurteilt. Dazu erhielt er eine bedingte Geldstrafe von 1200 Franken und muss eine Busse in der Höhe von 500 Franken berappen.
Seine Begründung vor Gericht für die irre Fahrt: «Am Anfang dachte ich, ich sei falsch unterwegs. Dann dachte ich, die anderen fahren falsch!» Er zeigte Reue: Er denke jede Nacht an die Menschen, die Angst gehabt hätten.
Gekokst und betrunken
Es war eine unfassbare Geisterfahrt, die im April durch vier Kantone führt. Am Abend des 14. April kokst der Italiener, nimmt seinen Audi A4 und brettert von Rüschlikon ZH ins Fürstentum Liechtenstein. Ohne Führerschein – sein Billett hatte er seit dem Vorabend nicht mehr. Er wurde mehrmals wegen Geschwindigkeits-Übertretungen geblitzt. Wieso er denn ohne Billett gefahren sei? Dem Gerichtspräsidenten erklärt er: «Ich hatte die Verfügung nicht verstanden.»
Er schaut tief ins Glas – es gab zwei Biere und zwei Grappa, fährt ein paar Stunden später besoffen zurück. Luigi H. fährt gegen 2 Uhr bei Trübbach SG auf die Autobahn – auf der falschen Spur. 86 Kilometer legt er zurück, durchquert vier Kantone. Und er drückt ordentlich aufs Gas. Durchschnittsgeschwindigkeit: 143 km/h! Trotz Baustellen und Tunnels und einer kurvenreichen Strecke.
Frontal-Crash gerade noch verhindert
Zum Glück kommen ihm nur 30 Fahrzeuge entgegen. Riesiges Glück: Ein Lenker kann eine Frontalkollision nur vermeiden, weil er geistesgegenwärtig nach rechts ausweicht.
Die Polizei stellt in Freienbach SZ eine erste Sperre auf. Doch der Italiener zwängt sich, ohne langsamer zu werden, zwischen dem Polizeifahrzeug und der Mittelleitplanke hindurch. Zehn Kilometer vor seinem Zuhause stoppt ihn die Polizei in Horgen ZH mit einer Strassensperre. Neben Koks werden ihm noch 1,5 Promille Alkohol nachgewiesen.
Italiener will gelernt haben
Die Geisterfahrt erklärte der Italiener folgendermassen: «Am Anfang dachte ich, ich sei falsch. Danach glaubte ich, alle Entgegenkommenden seien auf der falschen Seite.» Erst in Lachen SZ sei ihm klar geworden, dass er der Geisterfahrer sei. «Ich konnte doch nicht einfach umkehren - ich hatte eine Art Amnesie», so Luigi H. weiter.
«Ich habe meine Lektion gelernt», meinte er in seinem Schlusswort. Sein Anwalt meinte nach der Verhandlung: «Das Ganze ist ihm schon eingefahren, er kann es einfach nicht so zeigen. Der Staatsanwalt hatte ihm Youtube-Filme von schlimmen Geisterfahrerunfällen gezeigt, um ihm die möglichen Folgen seiner Fahr aufzuzeigen.»
* Name geändert