Zürcher Schneider bekommt immer wieder gefährliche Post
Anthrax-Alarm an der Bahnhofstrasse

Bereits zum sechsten Mal findet der Satbir Khokhra in seinem Briefkasten einen Umschlag mit weissem Pulver und einer Visitenkarte seines Ladens - ohne Absender und ohne Nachricht. Der Schneider ist verzweifelt.
Publiziert: 21.11.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:04 Uhr
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Anfang der Woche fand Satbir Khokhra einen sechsten Umschlag mit Pulver im Briefkasten.
Foto: Stefan Bohrer
Von Jessica von Duehren

Unbezahlte Rechnungen, nervige Werbung oder Kontoauszüge im Minusbereich: Wer seinen Briefkasten leert, muss mit unangenehmen Nachrichten rechnen. Doch wenn Satbir Khokhra (37) morgens seine Post holt, hat er richtig Angst. Seit zwei Monaten erhält der Schneider in seinem Geschäft an der Zürcher Bahnhofstrasse Drohbriefe.

Der Inhalt ist immer der gleiche: weisses Pulver und eine Visitenkarte seines Ladens. Kein Absender, keine Nachricht, der Brief unfrankiert. «Den ersten Brief habe ich Ende September erhalten. Beim Öffnen habe ich einen Riesenschreck bekommen.»

Sofort meldet Khokhra den verdächtigen Brief der Stadtpolizei. Die nimmt den Fall ernst: Anthrax-Alarm in der Bahnhofstrasse! «Das Gebäude wurde für fast eine Stunde abgeriegelt, niemand durfte rein oder raus. Sogar Polizeihunde waren im Einsatz», sagt der Schneider. Die Stadtpolizei Zürich bestätigt den Vorfall. Die Untersuchung des Pulvers ergibt schliesslich: Es handelt sich um eine zwar nicht ganz definier­bare, aber harmlose mehlartige Substanz. «Ich hatte die Sache schon fast vergessen, dachte, das war ein einmaliger böser Scherz», sagt Khokhra.

Doch der Ärger geht weiter. Viermal wird er in den nächsten Wochen von der Post angerufen: «Jedes Mal hatte man dort bereits beim Sortieren bemerkt, dass mit den Umschlägen etwas nicht stimmt. Ich habe die Post dann gebeten, die Briefe direkt an die Polizei weiterzuleiten.»

Anfang der Woche landete schliesslich der sechste Pulverbrief im Postkasten der Schneiderei. Khokhra ist verzweifelt: «Ich habe keine Ahnung, wer dahinterstecken könnte. Ich verlange normale Preise, hatte noch nie Ärger mit Kunden.»

Auch wenn der Inhalt bisher immer harmlos war – ein mulmiges Gefühl hat der Schneider trotzdem: «Ich will einfach wissen, wer hinter diesen Briefen steckt und warum man mir das antut.»

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