Zürcher Politiker ärgern sich über Milieu-Leck bei der Kapo
«Absolut indiskutabel und ungeheuerlich»

Fotos aus einem Polizeicomputer gelangten in die Hände der Rotlichtgrösse Samir Y. Zürcher Politiker sind sich uneinig, wie der Fall zu bewerten ist.
Publiziert: 24.11.2017 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:40 Uhr
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Eines der brisanten Fotos, die ein Polizist der Kapo Zürich, verschickte. Die Aufnahme zeigt einen Bildschirm mit der Akte eines Delinquenten.
Foto: Blick
Johannes Hillig

Skandal bei der Kantonspolizei Zürich: Ein Polizist schickte Fotos von Akten herum, die in die Hände von Rotlichtgrösse Samir Y.* gelangten, den früheren Boss des berüchtigten Lokal Chilli's. Dies zeigen BLICK-Recherchen. Nun liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft. Der Polizist, der im Verdacht steht, die Bilder verschickt zu haben, wurde per sofort suspendiert (BLICK berichtete).

BLICK hat Mario Fehr (SP), Sicherheitsdirektor des Kantons Zürich, um eine Stellungnahme zum Fall gebeten. Dieser wollte aufgrund des laufenden Verfahrens aber nichts dazu sagen. Andere Zürcher Politiker äussern sich derweil pointiert. Eine klare Meinung hat Nationalrat Hans-Peter Portmann: «Das ist leider kein Einzelfall. Es ist bekannt, dass immer wieder sensible Daten den Weg an die Öffentlichkeit finden», sagt der FDP-Politiker zu BLICK. Und das ist «absolut indiskutabel und ungeheuerlich». Er plädiert für eine harte Bestrafung des Polizisten.

Fordert eine Veränderung nach dem Korruptions-Skandal: Der Zürcher Nationalrat Hans-Peter Portmann (FDP).
Foto: Sabine Wunderlin

Laut Portmann müsse der Fall Konsequenzen haben. Zum Beispiel am Arbeitsplatz: «Wenn jemand unbeobachtet Fotos mit seinem Handy von einem Polizeicomputer machen kann, dann braucht es eine Veränderung der Arbeitsplatz-Infrastruktur.»

Dann wird der Nationalrat konkret: «Es sollte Schluss damit sein, dass jeder für sich im stillen Kämmerlein arbeitet. Es braucht eine Gruppendynamik, wo jeder für jedermann transparent in seiner Tätigkeit wahrgenommen werden kann. Dann wird es solche Lecks im System nicht mehr so einfach geben.»

Nationalrat Balthasar Glättli (Grünen) glaubt an einen Einzelfall. Die Polizei jetzt deswegen zu verteufeln, findet er falsch.
Foto: Thomas Meier

Über solche Worte schüttelt SVP-Kantonsrat Jürg Trachsel nur den Kopf. «Falls sich der Verdacht erhärten sollte, gehe ich von einem Einzelfall aus. Die Kapo arbeitet weitestgehend hochprofessionell und korrekt.» Und Trachsel doppelt nach: «Eine bessere Überwachung der Kapo-Mitarbeiter halte ich für unverhältnismässig und kontraproduktiv.»

Nationalrat Balthasar Glättli von den Grünen sieht den Fall ähnlich gelagert. «Jetzt das bisherige System zu verteufeln, ist falsch. Hier wurde klar das Vertrauen missbraucht. Das muss Konsequenzen nach sich ziehen. Aber es handelt sich um Einzelfälle.»

Die Arbeit der Polizei sei schwierig, bemerkt Glättli. «Man muss nahe dran sein, um Informationen zu sammeln. Es ist sicher eine Gratwanderung, die in manchen Fällen unternommen wird.» Doch das schmälere keineswegs die Schwere des Vertrauensmissbrauchs, und dieser müsse bestraft werden.

Hofft, dass es sich um einen Einzelfall handelt: SP-Nationalrätin Min Li Marti.
Foto: KEYSTONE/Gaetan Bally

Für SP-Nationalrätin Min Li Marti ist klar, dass nun untersucht werden muss, ob es noch mehrere solcher Fälle bei der Kapo gibt. «Denn Polizisten haben auch einen Vorbildcharakter, und dieser muss bewahrt werden. Ich hoffe, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt.»

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