Zürcher Kitag-Kino verbannt Erdogan-Propaganda von der Leinwand
Eklat um türkischen Kriegsfilm «Can Feda»

Der grössten Schweizer Kino-Betreiberin wird der türkische Kriegspropaganda-Streifen zu heiss.
Publiziert: 18.04.2018 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:30 Uhr
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Nationalistische Eroberungs-Romantik: Szenen aus dem Film «Can Feda».
Foto: AF-Media
Fabian Eberhard

Der Film soll «packend und schonungslos» sein, ein «cineastisches Plädoyer für den Frieden». So steht es im Programm des Zürcher Kitag-Kinos Capitol. Seit letztem Donnerstag läuft dort der türkische Kriegs-Epos «Can Feda», zu Deutsch: «Opferbereitschaft».

Doch was die grösste Schweizer Kinobetreiberin als Drama für den Frieden verkauft, ist in Wirklichkeit ein hochprofessionell gemachtes Werk politischer Propaganda.

«Can Feda» handelt – wenn auch unausgesprochen – von Erdogans Angriff auf die Kurden im syrischen Afrin. Ein völkerrechtswidriger Krieg mit hunderten toten Zivilisten.

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Der Film erzählt die Geschichte einer türkischen Spezialeinheit und deren Mission, ein Bürgerkriegsland von Terroristen zu säubern. Dabei werden Erdogans Soldaten bis zuletzt als heroische, tief menschliche Kämpfer für ihr Heimatland dargestellt.

Die Dialoge strotzen von nationalistischer Eroberungs-Romantik: «Die ganze Welt wird noch einmal lernen, dass die Grenzen unseres Vaterlandes dort beginnen, wo wir uns befinden.» Oder: «Wir sterben, aber unser Volk bleibt am Leben.»

Soll die Kitag AG dem türkischen Autokraten ihre Leinwände für dessen Kriegspropaganda zur Verfügung stellen? Nein, findet jetzt offenbar auch die Kinobetreiberin selbst. Sie verbannt den Streifen kurzerhand von der Leinwand.

«Wir haben ‹Can Feda› aus dem Programm genommen», schreibt die Medienstelle auf Anfrage von BLICK. Am vergangenen Montag sei der Film somit zum letzten Mal gezeigt worden.

Der Entscheid dürfte türkische Nationalisten über die Schweizer Landesgrenze hinweg in Rage bringen. Als deutsche Kinos kürzlich die Altersgrenze für «Can Feda» auf 18 Jahre hinaufgeschraubt haben, ernteten diese massive Zensurvorwürfe aus der Türkei.

Kurden und Erdogan-Kritiker wird die Massnahme dagegen freuen. Sie liefen in den sozialen Medien seit Tagen Sturm gegen den Propaganda-Streifen.

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