Der bekannte Zürcher Nachtclub Supermarket sieht sich einem gewaltigen Shitstorm ausgesetzt. Es wird zum Boykott des Partytempels aufgerufen. Grund: Betreiber Sandro Bohnenblust (48) hat auf Facebook einen Beitrag abgesetzt, in dem die ganze LGBT-Gemeinde beleidigt wird.
Bohnenblust schreibt unter einem verlinkten Beitrag eines selbsternannten «alternativen Senders», in Wirklichkeit aber Plattform für rechtes Gedankengut und Verschwörungstheoretiker: «LBTQ (sic!) bedeutet sexuelles Chaos und Verderben der Familienstruktur! Seit 250 Jahren fūhren solch degenerierte Moralvorstellungen statistisch zu höherer Armut, mehr übertragbaren Krankheiten, Zerstörung sozialer Stabilität, Kindern mit niedrigerem Selbstwertgefühl … usw.! Welche Ideologie steckt dahinter?»
«Das war nicht ich!»
Bohnenblust, dessen Club die Zürich Pride unterstützt und in einschlägigen Foren als «LGBT-friendly» beschrieben wird, ein Wolf im Schafspelz? Blick hat nachgefragt.
«Das war nicht ich. Mein Account wurde gehackt!», sagt er zu Blick. Wer ihm schaden will, weiss der Unternehmer nicht. Aber seit er Stimmen für das Covid-Referendum sammle, gebe es diverse obskure Kreise, die in seinem Namen Werbung machen wollten. «Mit all dem habe ich überhaupt nichts zu tun. Ich bin einfach gegen das Corona-Zertifikat in seiner jetzigen Form.»
Über 2000 Hacker-Angriffe am Sonntag
Genauer geht er nicht darauf ein. In einem anderen Facebook-Beitrag sagt er aber, ein Tanzverbot für Menschen, die kein Corona-Zertifikat haben, unsinnig zu finden. Das Stimmensammeln hatte Erfolg. Für das Referendum kamen in kurzer Zeit über 60'000 Unterschriften zusammen.
Kurz nach dem ersten Gespräch mit Blick wird Bohnenblust laut seiner Aussage von seinem Webseiten-Administrator kontaktiert. Demnach habe es am Sonntag einen «massiven Hackangriff» auf die Webseite des Clubs gegeben. Derzeit versuche er mit Spezialisten, die Urheber zu finden und die Attacke zu neutralisieren.
Nicht alle glauben die Hacker-Geschichte
Auf Facebook hat er sich mittlerweile klar von dem Geschriebenen distanziert. Allerdings glauben nicht alle der Nutzer seine Version der Geschichte.
Die Zürcher Bar und Club Kommission veröffentlicht am Sonntag ebenfalls einen Beitrag, in dem sie die Wichtigkeit der LGBT-Szene für Zürich herausstreicht. Auf Bohnenblust oder den Vorfall wird aber nicht eingegangen. Er wird aber auch nicht in Schutz genommen. Auf Nachfrage will sich Alex Flach von der Club Kommission nicht weiter äussern.