Modelleisenbahn-Fan wird wegen Webseite angefeindet
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Zürcher besitzt «Stayathome»:Modelleisenbahn-Fan wird wegen Webseite angefeindet

Zürcher besitzt Website «Stayathome»
Modelleisenbahn-Fan wird wegen Webseite angefeindet

Modelleisenbahn-Fan Rainer Lüssi hat ein Problem. Seine Webseite heisst genau gleich wie der Corona-Slogan der Schweiz: «stayathome». Das bringt ihm viele aufgebrachte Anrufer ein, die glauben, der Zürcher nutze eine Notlage aus.
Publiziert: 08.04.2020 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2020 um 17:56 Uhr
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Modelleisenbahn-Fan Rainer Lüssi (58) gerät in die Corona-Kritik.
Foto: Zvg
Fabian Vogt

«Stay at Home» – bleiben Sie zu Hause. Mit diesem Satz sagen Experten und Politiker, worauf es derzeit ankommt: Kontakt zu anderen Menschen meiden. Es ist der Slogan der Corona-Epidemie.

«Stay at Home» ist aber auch der Name der Webseite von Rainer Lüssi (57): www.stayathome.ch. Die Seite bekommt derzeit so viele Aufrufe wie nie, viele Menschen möchten sich über das Virus informieren. Bloss: Mit dem Coronavirus hat die Webseite des Informatikers überhaupt nichts zu tun.

«Ich missbrauche den Slogan nicht»

Stattdessen geht es um Montagewinkel, Leiterplatten und die neusten Züge. Lüssis Homepage ist ganz auf sein liebstes Hobby ausgerichtet: Modelleisenbahnen! Das bringt dem Zürcher nun Probleme ein. «Mein Telefon klingelt ständig», klagt Lüssi. «Leute rufen an und beschweren sich, dass ich den Slogan missbrauche. Dabei gibt es meine Webseite seit 20 Jahren!»

«Die Leute haben das Gefühl, ich nutze die Situation aus, um Besucher auf meine Seite zu locken. Aber das stimmt schlichtweg nicht.» Mehr als die aufgebrachten Anrufer zu beruhigen und ihnen den Sachverhalt zu erklären, bleibt Lüssi derzeit aber nicht übrig. Immerhin: «Die meisten verstehen es danach.» Den Namen der Webseite ändern werde er deshalb sicher nicht.

40 Stunden pro Woche für sein Hobby

Als kleines Kind kam Lüssi zum ersten Mal mit Modelleisenbahnen in Kontakt, als Jugendlicher verschwand die Faszination. «Wie bei so vielen», sagt der 57-Jährige. Als er selber Nachwuchs hatte, die alten Schachteln vom Estrich hervorkramte und die Schienen und Bahnhöfe wieder aufbaute, kehrte die Begeisterung zurück. Und ist geblieben.

«Im Winter investiere ich rund 40 Stunden pro Woche in mein Hobby, im Sommer etwas weniger.» Besonders die Vielfalt gefällt ihm. Er gipst, giesst Zinn, baut seine Anlagen auf und um, informiert sich über alte Waggons und neue Technologien.

Eine der bekanntesten Webseiten

Letzteres hat ihn auch auf die Idee der Webseite gebracht: «Ich habe festgestellt, dass auch im Modelleisenbahnbereich mehr digitalisiert wird. Alles wird technischer. Also habe ich diese Erfahrungen gesammelt und auf der Webseite veröffentlicht.» Mittlerweile sei sie eine der bekanntesten im deutschsprachigen Modelleisenbahn-Raum.

Das Coronavirus hat für ihn aber auch positive Seiten: Er kann direkt nach der Homeoffice-Arbeit mit seinem Hobby beginnen. Während andere Menschen langsam nicht mehr wissen, was sie mit ihrer Zeit zu Hause anfangen sollen, ist das für Lüssi einfach: Schachteln hervornehmen und tief in seine Welt abtauchen.

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