Bikeclub fordert von SRF 30'000 Fr. Wiedergutmachung
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Zoff um TV-Beitrag:Bikeclub fordert von SRF 30'000 Fr. Wiedergutmachung

Zoff um TV-Beitrag
Biker fordern von SRF 30'000 Fr Schadenersatz

Weil das Schweizer Fernsehen illegale Trails am Üetliberg promotet, ist beim lokalen Bikeverein Züritrails Feuer im Dach. Man fürchtet ums gute Verhältnis mit der Stadt – und fordert von SRF Geld und eine Entschuldigung.
Publiziert: 17.09.2020 um 18:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2023 um 10:39 Uhr
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Am Üetliberg zu Hause: Alec Wohlgroth während des Aufstiegs auf den Zürcher Hausberg – ohne Bähnli.
Foto: SRF
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Thomas BenköJournalist & AI Innovation Lead

«Wir sind masslos enttäuscht von SRF», schreibt der Bikeverein Züritrails in einem geharnischten Facebook-Post. «Was habt ihr euch dabei bloss gedacht!?! Die Stadt Zürich wurde im nationalen Fernsehen so dargestellt, als schaute sie dem illegalen Treiben in ihren Wäldern tatenlos zu. (...) Mit solchen Aktionen verlieren wir grosse Teile der fragilen Glaubwürdigkeit, welche wir über die Jahre, notabene in unserer Freizeit, aufgebaut haben.»

Was ist passiert? Eigentlich meinte es SRF gut mit der Mountainbike-Szene, die sich oft über zu wenig Medienpräsenz beklagt. In der Reihe «Keep on Riding» zeigt das nationale Fernsehen an zwei Dienstagen zur besten Sendezeit (SRF2, 20.10 Uhr) die laut Eigenaussage «spektakulären Fahrten auf den aufregendsten Biketrails der Schweiz aus der Cockpitperspektive». Mountainbike-Legende Thomas «Frischi» Frischknecht und Weltmeister Nino Schurter machen mit. Trails in Gebieten wie Tessin, Wallis und Graubünden werden porträtiert.

Stein des Anstosses ist aber der Bericht über den kleinsten aller Berge der Serie. Den 869 Meter hohe Üetliberg, seines Zeichens Hausberg der Zürcher Biker und ewiges Konfliktgebiet, weil sich hier in Stadtnähe natürlich auch viele Ausflügler und Wanderer tummeln.

Offizieller Verein distanziert sich

Der Verein Züritrails wirft SRF und dem porträtierten Biker-Urgestein Alec Wohlgroth vor, «mit Staatsgeldern Biken auf wilden Trails zu bewerben». Dann folgt der Satz: «Hiermit distanzieren wir uns in aller Form zu der darin durch die Protagonisten dargestellten Art und Weise der Ausübung des Mountainbikesports in Zürich.»

Aus Sicht der «regelkonformen Biker» kommt der SRF-Bericht zur dümmsten Zeit. Schliesslich soll neben dem «Antennentrail» eine zweiter offizieller Biketrail am Üetliberg entstehen. Für den «Höcklertrail» crowdfundet man gerade 95'000 Franken. Und wegen des TV-Beitrags fürchtet man weniger Spenden zu erhalten. Darum verlangt Züritrails von den Fernsehleuten eine Art Schadenersatz: «Wir fordern von SRF eine ansatzweise Wiedergutmachung in der Höhe von 30'000 Franken Spende für die Baukosten an den Höcklertrail», schreibt der Vorstand. «Dann könnt ihr auch wieder mal etwas Positives übers Biken berichten.»

SRF nimmt Beitrag vom Netz

Und was macht man am Leutschenbach? Dort streut man sich sozusagen Asche auf den Velohelm. Von einer 30'000-Franken-Spende will man zwar nichts wissen, aber den TV-Machern ist die Sache nicht mehr geheuer.

Auf Nachfrage von BLICK schreibt SRF-Redaktionsleiter Martin Schilt: «Als verantwortliche Redaktion haben wir tatsächlich zu wenig Augenmerk auf die nicht offiziellen Bike-Trails in den Sendungen gerichtet. Dafür möchten wir uns entschuldigen. Die Sendungen sollen kein Aufruf sein, Wege zu befahren, die nicht offiziell ausgeschildert sind. Aus diesem Grund wird die Produktion aus dem Netz entfernt.»

Ob damit die Kontroverse ausgestanden ist, scheint aber fraglich. Denn nicht alle «Vereinsbiker» sind mit dem Protestschreiben einverstanden. Ein Mitglied schreibt: «Mit der Distanzierung von ‹Biker Alec› habt ihr euch auch von mir distanziert! Der SRF-Bericht zeigt genau das, was für mich den Reiz am Biken in Zürich ausmacht!»


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