Wie Bitte?
Polizisten wollen Steuer-Extrawurst

Polizisten sind allzeit bereit. Und haben viele Überstunden, die ausbezahlt werden. Nun möchten sie mit einer Steuerbefreiung die Mehrarbeit vergolden.
Publiziert: 10.08.2009 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:21 Uhr
Von Ronny Wittenwiler

Allzeit bereit. Statt am Wochenende eine ruhige Kugel zu schieben, müssen Schweizer Polizisten vor allem bei Fussballspielen häufiger stramm stehen und für Sicherheit sorgen. Das hinterlässt Spuren: Auf dem Stundenrapport: Über eine Million Überstunden leisten die 16000 Polizisten in der Schweiz – im Schnitt über 60 pro Polizist.

Der Einsatz ist für die Bussen verteilende Zunft jedoch Gold wert. Da Polizisten wegen des steigenden Sicherheitsaufwands ihre Überstunden selten kompensieren dürfen, erhalten sie ihre Zusatzschichten in Form von Extrabatzen ausbezahlt. Doch dem Präsidenten des Schweizer Polizeibeamtenverbands, Heinz Buttauer, ist das nicht genug. Er fordert, dass Polizisten ihre Überstunden nicht mehr versteuern müssen. Dies, weil ausbezahlte Mehrarbeit die Beamten steuerlich bestraft (siehe Nachgefragt unten).

Der Luzerner SVP-Nationalrat Josef Kunz wehrt sich gegen diese Extrawurst: «Man soll für Polizisten keine Ausnahme machen», sagt er zur «Neuen Luzerner Zeitung». Weshalb gerade Polizisten dem Fiskus entgehen sollen, ist auch Andreas Huber, Sekretär der kantonalen Finanzdirektorenkonferenz, ein Rätsel: «Die Gesetze lassen es nicht zu, Entschädigungen für Überstunden aus der steuerlichen Bemessung auszuklammern.»

Buttauer möchte nicht nur einen finanziellen Anreiz, sondern auch frische Kräfte. Er fordert 1500 zusätzliche Polizisten für das Land. Läuft die Polizei, unser Freund und Helfer, so auf dem Zahnfleisch?

Nachgefragt bei Heinz Buttauer (57)*
Weshalb sollen ausgerechnet Polizisten Steuervorteile erhalten?
Weil man sie nicht doppelt bestrafen darf. Denn einerseits können Polizisten Überstunden nicht kompensieren, andererseits geraten sie in eine höhere Progression und haben so keinen finanziellen Vorteil.

Wer ist schuld am Mehraufwand für Polizisten?
Das Gewaltpotenzial an Sportveranstaltungen und anderen Events hat enorm zugenommen. Derzeit ist die Gewaltspirale nicht zu stoppen und erfordert diese enorme Polizeipräsenz. Extreme politische Gruppierungen machen Zusatzstunden ebenso nötig.

Wie gross ist die Belastung für Polizisten?
Viele sind sicherlich am Anschlag. Die Erholung kommt eindeutig zu kurz.

Sie fordern 1500 Polizisten zusätzlich. Gibt es so viele Interessierte?
Es könnte bei der Rekrutierung Engpässe geben. Da sind die Polizeikommandos gefordert.

Heinz Buttauer, Präsident Polizeibeamtenverband (rw)
Weshalb sollen ausgerechnet Polizisten Steuervorteile erhalten?
Weil man sie nicht doppelt bestrafen darf. Denn einerseits können Polizisten Überstunden nicht kompensieren, andererseits geraten sie in eine höhere Progression und haben so keinen finanziellen Vorteil.

Wer ist schuld am Mehraufwand für Polizisten?
Das Gewaltpotenzial an Sportveranstaltungen und anderen Events hat enorm zugenommen. Derzeit ist die Gewaltspirale nicht zu stoppen und erfordert diese enorme Polizeipräsenz. Extreme politische Gruppierungen machen Zusatzstunden ebenso nötig.

Wie gross ist die Belastung für Polizisten?
Viele sind sicherlich am Anschlag. Die Erholung kommt eindeutig zu kurz.

Sie fordern 1500 Polizisten zusätzlich. Gibt es so viele Interessierte?
Es könnte bei der Rekrutierung Engpässe geben. Da sind die Polizeikommandos gefordert.

Heinz Buttauer, Präsident Polizeibeamtenverband (rw)
Wie viel verdient ein Kapo-Polizist?
Bei der Kantonspolizei Zürich kann ein einfacher Polizist je nach Leistungsstufe bis zu 129980 Franken jährlich verdienen. Das sind über 10000 Franken monatlich. Bei der Kantonspolizei Basel-Stadt liegt der Minimallohn bei rund 4500 Franken, plus 13. Monatslohn. Doch ein eigentlicher Lohnvergleich von Kantonspolizisten in der Schweiz ist schier unmöglich, da verschiedene Lohnklassen und diverse Zulagen das Bild verzerren. (mjt)
Bei der Kantonspolizei Zürich kann ein einfacher Polizist je nach Leistungsstufe bis zu 129980 Franken jährlich verdienen. Das sind über 10000 Franken monatlich. Bei der Kantonspolizei Basel-Stadt liegt der Minimallohn bei rund 4500 Franken, plus 13. Monatslohn. Doch ein eigentlicher Lohnvergleich von Kantonspolizisten in der Schweiz ist schier unmöglich, da verschiedene Lohnklassen und diverse Zulagen das Bild verzerren. (mjt)
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