Habte A.* (40) stösst einen Buben (†8) und dessen Mutter (40) auf die Gleise des Frankfurter Hauptbahnhofs. Direkt vor einen ICE. Auch eine Rentnerin will er vor den Zug werfen. Zuvor war er mit «starrem Blick» auf dem Perron gestanden. Der Flüchtling leidet an einer psychischen Erkrankung, wie die Kantonspolizei Zürich an einer Medienkonferenz bekannt gab.
Dennoch ist die Tat in ihrer Grausamkeit kaum zu erfassen. Was sich in den sozialen Netzwerken in aller Deutlichkeit niederschlägt. Auf Twitter, in den Kommentarspalten und auf seinem Facebook-Profil ergiessen sich Nutzer in Mordfantasien. Köpfen solle man ihn, fordert einer. Die Einführung der Todesstrafe fordert ein anderer.
Auch Familie wird bedroht
Der Täter sitzt in Polizeigewahrsam. Und wird für lange Zeit nicht mehr in Freiheit sein. Anders geht es seiner Familie. Einen Tag vor der Tat publiziert A. ein Bild seines Sohnes auf Facebook. Dieser kriegt nun den Hass derjenigen ab, die nicht zwischen Täter und Täterfamilie zu unterscheiden vermögen.
«Ich bin unterwegs ... Ich werde dann mal dein Kind vor die Bahn werfen», droht einer. «Den Rotzbuam siehst du nie wieder» eine andere. Die meisten Kommentierenden sind sich allerdings einig, dass Habtes Sohn nichts dafür kann. Sie verteidigen das Kind, trennen es klar von den Taten seines Vaters. Habte A. hat noch zwei weitere Kinder und eine Ehefrau.
Familie an sicherem Ort
Trotzdem gibt es Fragezeichen hinsichtlich der Sicherheitslage der Familie. Steht sie unter Polizeischutz? Die Familie lebe nicht mehr in der gleichen Wohnung wie noch Anfang Woche. Sie sei zunächst bei einer Bekannten untergekommen, wie ein Sprecher der Kantonspolizei Zürich sagt. Danach hätten die Stadt Wädenswil und die Polizei die Angehörigen von Habte A. anderswo untergebracht. Der Sprecher: «Die Familie befindet sich in Sicherheit.»
Ob man den Hasskommentaren nachgehe, entscheide man von Fall zu Fall, sagt der Polizeisprecher zu BLICK. Viele Leute würden einfach ihren Frust in den sozialen Netzwerken loswerden wollen.
*Name bekannt