Die Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Pöschwies Regensdorf ZH müssen arbeiten und verdienen zwischen neun und 31 Franken pro Tag. Das Geld wird von den Häftlingen teilweise für krumme Geschäfte ausgegeben. Diesem Treiben wollen die Verantwortlichen nun einen Riegel schieben, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Im Pöschwies wird nun ein bargeldloses System eingeführt, wie Elena Tankovski von Justizvollzug und Wiedereingliederung (Juwe) erklärt.
Mehrere ehemalige und aktuelle Häftlinge bestätigen der Zeitung, dass im Gefängnis mit Drogen, Alkohol und Handys gehandelt würde. Es komme auch zu Bestechungen und Schutzgelderpressungen. Einer der Zeugen ist Lambada-Amok Sascha Campi (33), der im Februar 2012 an der Zürcher Langstrasse in betrunkenem Zustand einen Google-Ingenieur (†39) totfuhr und dafür sechs Jahre und elf Monate im Gefängnis sass.
Andere Vollzugseinrichtungen werden vermutlich folgen
«Das ist höchste Zeit!», sagt Campi, der in Pöschwies einsass und heute als Buchautor tätig ist, zum neuen Bezahlsystem. «Ein Grossteil aller krummen Geschäfte hinter den Mauern wird mit Bargeld bezahlt. Ich persönlich sehe aus präventiver Sicht nur Vorteile der neuen Regelung.»
Die Zürcher Firma Lime-Tec, die schon die Software für die Kassen im Gefängniskiosk sowie die Snack- und Getränkeautomaten betreibt, wird die Strafanstalt entsprechend umrüsten. Die Umstellung kostet dem Bericht zufolge 745’000 Franken und soll 2021 beendet werden. Entsprechende Massnahmen sind laut Tankovski auch für andere Zürcher Vollzugseinrichtungen angedacht.
Lohnanteil wird auf Bezahl-Badge geladen
«Wir wollen damit auch gegen den illegalen Handel in der Justizvollzugsanstalt vorgehen», sagt Tankovski. «Wir werden das Problem nicht vollständig beseitigen, aber das Risiko senken können.»
Das Bezahlsystem wird nicht auf Kreditkarten basiert sein. Die Insassen werden einen Badge erhalten, auf dem ein Teil ihres Lohns geladen wird. Damit werden sie innerhalb des Gefängnisses bezahlen können. Auch Besucher werden mit einem solchen Badge bezahlen müssen, wenn sie etwas konsumieren wollen. (noo)