Wegen Drohungen nach Tragödie von Flaach ZH
Polizei muss Kesb schützen

Nach der Tragödie von Flaach steht die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde im Kreuzfeuer der Kritik. Wegen massiver Drohungen wurden die Sicherheitsmassnahmen verstärkt.
Publiziert: 06.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:49 Uhr
Von Gabriela Battaglia und Romina Lenzlinger

Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) steht wegen der Tragödie von Flaach ZH massiv unter Druck. Natalie K.* (27) tötete am Neujahrstag ihre Kinder Nicolas († 5) und Alessia († 2). Die Kesb hatte den Herzenswunsch der Grosseltern ignoriert, die Enkel bei sich aufzunehmen. Stattdessen kamen die kleinen Kinder ins Heim.

Erstmals meldet sich nun die zuständige Kesb-Stelle Winterthur-Andelfingen zum Fall – nach langem Schweigen. Sie habe «massive Drohungen» erhalten, schreibt die Behörde gestern in einer Medienmitteilung. Die Polizei habe das Sicherheitsdispositiv für die Kesb verstärkt.

Die Büros der Kesb befinden sich direkt neben dem Bahnhof Winterthur. «Zum Schutz der Mitarbeiter» wurde sogar eine schon geplante Medienkonferenz abgeblasen: «Von der Kesb wird bis auf weiteres niemand persönlich vor den Medien Stellung nehmen.»

Werner Schaub, Sprecher der Kantonspolizei Zürich, bestätigt:  «Wir haben Kenntnis von Drohungen und sind in Kontakt mit der Kesb.» Gemeinsam mit der Stadtpolizei Winterthur seien Massnahmen getroffen worden. «Aus polizeitaktischen Gründen» will Schaub keine weiteren Details bekannt geben.

Auch politisch steht die Kesb im Visier. Gabriela Winkler (FDP), Co-Präsidentin der Zürcher Sozialkonferenz, berichtet von ihren Erfahrungen: «Ich erhalte massive Kritik aus den Gemeinden. Die Kesb habe gravierende Kommunika­tionsprobleme. Oft ist es nicht einmal möglich, die Behörde zu Bürozeiten zu erreichen. Oder die Kesb ruft nicht zurück.» Auch in der Tragödie von Flaach ist für sie ein Punkt zentral: «Wieso wurden die Kinder nicht den Gross­eltern anvertraut?»

Das System habe total versagt. «Kinder den Eltern wegzunehmen und in ein Heim zu bringen muss immer die Ultima Ratio sein.» Winkler fragt: «Warum realisierte niemand, dass es auch darum geht, die Eltern, in diesem Fall die Mutter der Kinder, stabil zu halten?»

SVP-Nationalrat Pirmin Schwander geht einen Schritt weiter. Der Politiker ist Kesb-Kritiker der ersten Stunde. Jetzt will er die Sozialbehörde vollständig entmachten, prüft eine entsprechende Volksinitiative. «Ich kann nicht länger zusehen. Hier geht es um Menschen», so Schwander zu seiner Motivation. «Instabile familiäre Verhältnisse dürfen nicht länger für einen Kindesentzug reichen. Wir müssen zurück zum alten System», sagt Schwander.

Flaach sei leider kein Einzelfall. Er habe Hunderte Dossiers studiert und festgestellt, dass die Kesb unprofessioneller arbeite als die ehemaligen Vormundschaftsbehörden. So würden etwa zu viele superprovisorische Verfügungen erlassen. «Es wird viel zu schnell entschieden. Der Wille der Betroffenen muss wieder berücksichtigt werden.» Sein Rat: «Sich nicht an die Kesb wenden, zuerst nach Alternativen suchen. Denn ist man einmal in ihren Fängen, kommt man nicht wieder los.»

* Name der Redaktion bekannt

«Sie ist geständig»

Zürich – Noch liegt Natalie K.* verletzt in einer Klinik. Sie ist kaum ansprechbar, schwach und spricht leise. Die 27-Jährige hat am Neujahrstag ihre Kinder getötet und danach versucht, sich selbst umzubringen. Gestern nun konnte die Staatsanwältin sie erstmals vernehmen, im Beisein ihrer Anwältin Daniela Fischer. «Sie ist geständig, möchte aber noch nicht über die Tat reden», sagt Fischer. Heute erhalten die Eltern von Natalie K. die Erlaubnis, ihre Tochter bald besuchen zu dürfen. Das Treffen wird allerdings per Video überwacht.

Zürich – Noch liegt Natalie K.* verletzt in einer Klinik. Sie ist kaum ansprechbar, schwach und spricht leise. Die 27-Jährige hat am Neujahrstag ihre Kinder getötet und danach versucht, sich selbst umzubringen. Gestern nun konnte die Staatsanwältin sie erstmals vernehmen, im Beisein ihrer Anwältin Daniela Fischer. «Sie ist geständig, möchte aber noch nicht über die Tat reden», sagt Fischer. Heute erhalten die Eltern von Natalie K. die Erlaubnis, ihre Tochter bald besuchen zu dürfen. Das Treffen wird allerdings per Video überwacht.

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