Es ist kurz nach 17 Uhr. Der Extrazug mit Fans des FC St. Gallen rollt gerade durchs Zürcher Oberland, als unvermittelt die Notbremse gezogen wird. Bei Kemptthal ZH kommen die Wagen in einer Kurve zum Stillstand, dann verlassen mehrere Dutzend Fans den Zug und bleiben im Gleisbett stehen.
Ort und Zeit für den Zwischenhalt scheinen perfekt geplant zu sein. Denn die Ostschweizer werden bereits erwartet. Videoaufnahmen von anderen Mitreisenden aus dem Extrazug zeigen, wie unmittelbar nach dem Stopp eine Horde weiss gekleideter Fans aus Zürich auf die St. Galler zumarschiert. Schreie sind zu hören, dann beginnt eine wüste Prügelei.
Niemand wollte Anzeige erstatten
Die Szene dauert nur etwa eine Minute. Immer wieder gehen Leute zu Boden, dann ziehen sich die St. Galler zurück und der Zug fährt weiter. Rund eine halbe Stunde lang blieb der Streckenabschnitt gemäss SBB «wegen Personen im Gleisbereich» blockiert.
Ereignet hat sich diese Massenschlägerei am vergangenen Samstag vor dem Spiel zwischen den Zürcher Grasshoppers und dem FCSG (0:1). Mitarbeiter der Bahnpolizei meldeten den Vorfall auch der Zürcher Kantonspolizei. Gemäss Sprecher Ralph Hirt sei man auch umgehend ausgerückt. «Als die Einsatzkräfte aber vor Ort eintrafen, war die Auseinandersetzung bereits vorbei und der Zug auch wieder losgefahren.»
Im Bahnhof Effretikon hielt der Zug dann wenig später ein weiteres Mal an. Wie Hirt gegenüber BLICK erklärt, habe dort aber niemand etwas von einer Anzeige wissen wollen. «Es gab für uns deshalb keinen Grund, den Zug noch weiter aufzuhalten.» Auch über allfällige Verletzte habe man bisher keine Kenntnis.
War es wieder «Zürichs kranke Horde»?
Laut Aussagen auf Internet-Foren und in den Sozialen Medien soll es sich bei der Schlägerei um eine weitere Attacke von «Zürichs kranke Horde» (ZKH) handeln. Diese setzt sich unter anderem aus Hooligans aus den Fanszenen der beiden Zürcher Klubs GC und FCZ zusammen.
Schon einmal machte die ZKH mit einem Prügel-Auftritt von sich reden: Vor einem Jahr sollen die Zürcher Schläger in Basel andere Fans attackiert und ebenfalls eine Massenschlägerei angezettelt haben (BLICK berichtete). Damals kam es zu mehreren Festnahmen.