Dieser PR-Gag ging nach hinten los. Um auf die Impfung aufmerksam zu machen, lässt der Kanton Zürich ab Montag zuerst Promis impfen. Dazu gehören der Schriftsteller und Kabarettist Franz Hohler (77), der ehemalige Zürcher Stände- und Regierungsrat Hans Hofmann (81), Schauspieler Walter Andreas Müller (75), die ehemalige Unternehmerin Rosmarie Michel (89) und Arzt Robert Steffen, Gründer des Zentrums für Reisemedizin.
Gleichzeitig mit dieser Ankündigung am Mittwoch konnte über die Website coronazentrum.uzh.ch ein Impftermin gebucht werden. Allerdings war die Website schon Minuten nach dem Start heillos überlastet. Das führte zu einem Shitstorm. Unzählige Meldungen erreichten die BLICK-Redaktion via Telefon, E-Mail oder Kommentarfunktion. «Wollte meine Eltern anmelden. Mehr als 700 Mal die Repeat-Taste gedrückt – mehr als 100 fehlgeschlagene Loginversuche», schreibt etwa Chris Schönau. «Zuerst ging gar nichts und dann war alles ausgebucht», schreibt Kurt Tanner.
Bereits keine Termine mehr verfügbar
Tatsächlich: Wer die Website aufruft, erhält die Nachricht, dass momentan keine Termine verfügbar seien. In Kürze würden neue aufgeschaltet. «Wir bitten um Verständnis», schreibt der Kanton. Bloss wollen viele Zürcher dieses Verständnis nicht aufbringen. Zu lange haben sie auf die Chance gewartet, sich impfen zu lassen und endlich frei von Corona-Angst leben zu können.
Dass sie nun ihren Platz an Walter Andreas Müller, Franz Hohler und Co. abtreten müssen, stösst einigen Lesern besonders sauer auf. «Dass zuerst Prominente geimpft werden, finde ich die grösste Sauerei», schreibt Ruedi Flückiger. «Zuerst sollte das Pflegepersonal geimpft werden.» Adrian Stähli schreibt: «Nimmt mich wunder, ob sich die ach so heiligen Promis über die offizielle Seite angemeldet haben – wohl kaum.»
Kanton entschuldigt sich
Am Abend sagte der Kanton sorry. «Die Gesundheitsdirektion und OneDoc entschuldigen sich bei der Bevölkerung für die Umstände und bitten um Verständnis», heisst es in einer Mitteilung. OneDoc ist die Anwendung, welche für die Terminbuchung benutzt wurde. Sie war zeitweise überlastet, wie der Kanton zugibt. Auch auf der Anmeldeseite sei es zu «Netzüberlastungen und entsprechenden Wartezeiten» gekommen.
Die Anmeldeseite hätte in der ersten Stunde weit über 100'000 Zugriffe verzeichnet. Beim Ärztetelefon seien pro Stunde 60'000 Anrufe eingegangen. Offensichtlich viel mehr, als erwartet wurde.
Neue Termine soll es ab Anfang nächster Woche geben. Die Zürcher Gesundheitsdirektion sagt, dass die Impfaktion «mehrere Monate» dauern wird und sich schlussendlich jeder impfen lassen kann, der das will.
Ab dem 4. Januar sollen sich – «nach einer gewissen Anlaufzeit» – am Impfzentrum des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich zwischen 500 und 600 Personen ab 75 Jahren und Hochrisikopatienten impfen lassen können.
Risikopatienten impfen alters-unabhängig
Weil in einer ersten Phase nur wenige Impfstoffe verfügbar sind, wird es eine «klare Priorisierung» geben, wie der Kanton Zürich mitteilt. Jeder, der sich impfen lassen will, braucht eine Anmeldung. Infrage kommen nur Personen, die entweder mindestens 75 Jahre alt sind, oder zu den Risikopatienten gehören. Dazu gehören Personen mit speziellen und schweren Formen von Herz-, Atemwegs- und Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas und Immunschwäche. Diese Patienten müssen, sofern sie unter 75 Jahre alt sind, über ihre behandelnden Ärztinnen oder Ärzte angemeldet werden. Hochrisikopatienten ohne behandelnden Arzt können sich beim Ärztefon melden.
Zur Impfung muss die Krankenversicherungskarte, die ID oder ein anderer amtlicher Ausweis und, soweit vorhanden, der Impfausweis mitgebracht werden. Für einen wirksamen Impfschutz ist eine zweite Impfung notwendig. Der Termin dafür wird beim ersten Impftermin festgelegt.
Weitere Details zur Anmeldung und zum Impfablauf sind unter zh.ch/coronaimpfung zu finden. Dort gibt es auch ein Merkblatt in verschiedenen Fremdsprachen.