Am Freitag hat sich an der Hardbrücke in Zürich ein Chemieunfall ereignet. «Es werden giftige Stoffe freigesetzt», hiess es in der AlertSwiss-App. Die Stadtpolizei Zürich bestätigte den Vorfall auf Blick-Anfrage. Ein Grossaufgebot von Stadtpolizei, Schutz und Rettung und Feuerwehr war vor Ort.
Maurice Lorenz, Sprecher von Schutz und Rettung, bestätigte Blick den Vorfall ebenfalls. Der Unfall ereignete sich bei der Pfingstweidstrasse, in der Nähe des Prime Towers. «Giftige Gase wurden freigesetzt. Mehrere Hundert Personen wurden aus Gebäuden evakuiert», so Lorenz. Es handle sich dabei um zwei Büro- und Gewerbegebäude, in denen unter anderem Swisscom und Coop zu finden seien.
Mehrere medizinische Behandlungen
Laut Schutz und Rettung wurden neun Personen medizinisch untersucht. Sechs seien mit leichten Symptomen vorsorglich zur weiteren Abklärung ins Spital gebracht worden. Zudem haben sich mehrere Personen selbstständig in die Notfallstationen der Spitäler begeben. Die Situation sei mittlerweile unter Kontrolle.
Auch Mitarbeitende des Logistikdienstleisters Welti-Furrer wurden evakuiert, wie Geschäftsführer Markus Maushart auf Blick-Anfrage mitteilte. «Ein Mitarbeiter wurde vorsorglich ins Spital eingewiesen. Er konnte kurze Zeit danach wieder nach Hause gehen», so Maushart.
Um 20.11 Uhr vermeldete auch die AlertSwiss-App Entwarnung. Dort war von Nitrosen Gasen die Rede. Nitrose Gase bestehen aus einem Mix stickstoffhaltiger Gase, hauptsächlich aus Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid. Nitrose Gase können die Atemwege reizen. Das Lungengewebe kann in einer stark vergifteten Atmosphäre schon durch wenige Atemzüge so weit zerstört werden, dass noch nach mehr als 24 Stunden ein tödliches Lungenödem entstehen kann. Vorausgesetzt, es werden keine rechtzeitigen Hilfsmassnahmen eingeleitet.
Giftige Dämpfe treten aus Fass aus
Ein Augenzeuge sagte zu Blick, er habe um kurz nach 17 Uhr ein blaues, rauchendes Fass bemerkt, als er ins Gebäude Prime 2 ging. «Dort hat es gestunken und ich bekam Kopfschmerzen. Um 18 Uhr mussten wir dann das Gebäude verlassen», so der Mann.
Grund für die Rauchentwicklung war eine chemische Reaktion zweier Stoffe, wie der Sprecher der Rettungskräfte sagte. Die Gase seien dabei auch in das eine Büro- und Gewerbegebäude gelangt.
Stadtpolizei vor Ort
Personen vor Ort war erst empfohlen worden, sich an die Anweisungen der Notfalldienste und Behörden zu halten. Fenster und Türen sollten geschlossen, Lüftungen und Klimaanlagen abgeschaltet werden. Noch am Freitagabend konnten die evakuierten Gebäude und die abgesperrte Strasse wieder freigegeben werden.
Das Gefahrengut wurde inzwischen zur Sonderabfallstelle Hagenholz gebracht und wird nun durch Entsorgung + Recycling Zürich fachgerecht entsorgt.
Wie es zu dem Chemieunfall kam, ist noch unklar. Der Einsatz dauerte bis am Freitagabend an. Die Bürogebäude blieben zunächst abgesperrt. Der Verkehr war kurzzeitig eingeschränkt. Spezialisten haben das Fass mittlerweile abtransportiert. (nad/frk)