Wurde falsch behandelt
Zürcher Vergewaltiger erhält 100'000 Franken Entschädigung

Ein im Jahr 2010 vom Zürcher Bezirksgericht schuldig gesprochener Vergewaltiger (36) wurde nun vom Obergericht in Zürich vollumfänglich freigesprochen und erhält eine Entschädigung von 100'000 Franken.
Publiziert: 18.04.2022 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2022 um 17:23 Uhr
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Ein Vergewaltiger (36) wurde im Jahr 2010 vom Bezirksgericht Zürich schuldig gesprochen.
Foto: keystone-sda.ch

Ein 36-jähriger Vergewaltiger aus dem Kanton Zürich erhält 100'000 Franken Entschädigung vom Staat. Wegen eines fehlerhaften Gutachtens wurde der psychisch gestörte Mann während Jahren falsch behandelt.

Der Mann ist unbestritten ein Vergewaltiger. Im Jahr 2010, damals war der Schweizer 24 Jahre alt, wurde er vom Bezirksgericht Zürich zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt und in eine Einrichtung für junge Erwachsene geschickt.

Vergewaltiger wird vollumfänglich freigesprochen

Als der Fall im Jahr 2011 vor das Zürcher Obergericht kam, reduzierte dieses seine Strafe auf drei Jahre, in der Einrichtung für junge Erwachsene blieb er jedoch. Nach vier Jahren wurde er bedingt entlassen – und erlitt einen Rückfall, sprich er wurde erneut zum Sexualstraftäter und erneut verhaftet. Für mehrere Monate sass er dann in Sicherheitshaft.

Das Obergericht hat diese Verurteilungen aus den Jahren 2010 und 2011 nun im Nachhinein aufgehoben und den Mann vollumfänglich freigesprochen, wie aus dem kürzlich publizierten Urteil hervorgeht.

Auslöser waren zwei neue Gutachten, die ihm eine psychische Störung attestierten, konkret eine hebephrene Schizophrenie, eine Unterform der Schizophrenie. Dabei ist das Verhalten der Erkrankten oft verantwortungslos und unvorhersehbar, Selbstkritik gibt es kaum.

Täter soll wegen psychischem Zustand schuldunfähig sein

Die Sexualdelikte beging er gemäss diesen Gutachten wegen seiner Erkrankung, er sei deshalb nicht schuldfähig. Ein altes Erstgutachten über seinen psychischen Zustand bezeichnete das Obergericht als fehlerhaft und wenig detailliert.

Der Mann hätte nach Ansicht des Obergerichtes also längst in einer stationären Massnahme mit Therapie untergebracht werden sollen. Weder in der Einrichtung für junge Erwachsene noch in der Sicherheitshaft wurde seine psychische Störung behandelt.

Als Entschädigung für vier Jahre in der «nicht adäquaten» Massnahme für junge Erwachsene und die Monate in Sicherheitshaft spricht ihm das Obergericht jetzt eine Entschädigung von 100'000 Franken zu. Im Jahr 2015 kam er schliesslich doch noch für vier Jahre in eine stationäre Massnahme, wo seine Störung therapiert wurde. Er lebt mittlerweile in einem betreuten Wohnangebot in der Region Zürich. (SDA/chs)

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