Das Industriegelände am Bahnhof in Hinwil ZH liegt in Schutt und Asche. Auch eine Nacht nach dem Grossbrand steigt noch immer Rauch auf. Die Polizei verschafft sich am Donnerstag, knapp 24 Stunden nach dem verheerenden Grossbrand, einen ersten Überblick. Viel zu retten gibt es nicht mehr.
Veronica Del Giorno (31) steht fassungslos neben einem Haufen aus Schutt und Asche. «Was in den letzten Stunden passiert ist, lässt sich nicht in Worte fassen. Mein Geschäft ist einfach weg», sagt die Inhaberin eines komplett zerstörten Massagesalons zu BLICK.
Von der Kollegin informiert
Sie sei unendlich traurig. Dennoch habe sie sich am Donnerstagmorgen entschieden, zur Brandruine zu fahren. «Ich musste mir das Ausmass des Schadens ansehen, um besser begreifen zu können, was hier passiert ist. Ich glaube, so ganz verstehe ich es immer noch nicht. Aber die Eindrücke vor Ort helfen mir, die Geschehnisse besser zu verarbeiten.»
Sie sei nicht vor Ort gewesen, als der Brand ausgebrochen sei, erzählt Del Giorno. «Ich habe von einer Kollegin eine Whatsapp-Nachricht mit dem Bild eines brennenden Hauses bekommen. Sie fragte mich, ob das nicht in der Nähe meines Studios sei. Als ich das Bild gesehen habe, war mir schnell klar: Das ist nicht nur in der Nähe meines Studios, das ist genau das Gebäude.»
Schaden geht in die Millionen
Zuerst habe sie noch die Hoffnung gehabt, etwas retten zu können. Als sie aber das Feuer gesehen habe, sei ihr klar geworden: «Hier ist nichts mehr zu machen.» Ihr Geschäft sei komplett ausgebrannt. «Für mich ist ein kleiner Traum in Flammen aufgegangen.»
Die Kantonspolizei ermittelt einen Tag nach dem Brand weiter. Mehrere Leute sind vor Ort, untersuchen die niedergebrannten Hallen. Wie es zu dem verheerenden Feuer kam, ist noch unklar. Der Schaden allerdings geht in die Millionen.
Auch die Besitzer der ansässigen Firmen können erst nach und nach ihre Räumlichkeiten besichtigen. Manche hatten viel Glück, andere müssen einen Teilschaden bei der Versicherung anmelden. Ein Autohändler vor Ort erzählt: «Mir sind vier Autos in Flammen aufgegangen. Wir hatten Glück im Unglück, konnten das Meiste retten.»
Seit Anfang Jahr lief das Geschäft gut
Von Veronica Del Giornos Massagestudio ist indes nichts mehr übrig. Erst vor Kurzem hatte sie sich den Traum vom eigenen Ein-Frau-Unternehmen erfüllt. Einen Raum habe sie gemietet, das Studio sei klein, aber gemütlich eingerichtet gewesen, erzählt sie.
Corona habe ihr einige Monate lang einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zuletzt sei das Geschäft allerdings gut gelaufen. «Ich hatte solche Freude daran – und jetzt: einfach nichts mehr», sagt die 31-Jährige, den Tränen nahe. Die Liegen, die Handtücher, das gesamte Mobiliar – alles von den Flammen gefressen.
«Wir müssen weitermachen»
Der Standort in Hinwil sei für sie optimal gewesen. Der Bahnhof sei direkt nebenan, zudem sei die Miete nicht so teuer gewesen. «Ich weiss nicht, ob ich noch einmal etwas Vergleichbares finde», sagt sie.
Trotzdem ist sie überzeugt: «Alle, die hier ein Geschäft hatten, müssen nach vorne schauen. Irgendwie wird es weitergehen.» Sie will einen neuen Standort suchen, irgendwann. Zuerst aber gelte es, mit der Versicherung den Schaden in Hinwil zu regeln. «Und dann brauche ich einige Tage Zeit, um das hier zu verarbeiten.»
Wo und wie es weitergehe, wisse sie noch nicht, meint sie traurig. Ihre Kunden hat sie auch in den sozialen Medien informiert. Massagen gibt es vorerst keine mehr. Veronica Del Giornos Traum hat sich am Mittwoch innert weniger Minuten in Flammen aufgelöst.