Es war ein Attentat, das für Schrecken sorgte. Im Islamischen Zentrum an der Eisgasse in Zürich fielen am Montagabend Schüsse. Drei Männer (30, 35 und 56 Jahre alt) wurden teils schwer verletzt. Der Täter flüchtete. Am späten Abend fand man unweit vom Tatort eine männliche Leiche – der Mann hatte sich an der Sihl erschossen (BLICK berichtete).
Täter kritisierte den Islam
Gestern kam aus: Der Tote ist der Moschee-Schütze. Beim Killer handelt es sich laut Recherchen des «Tagesanzeiger» um den Verkäufer M.O. aus Dübendorf ZH, einen Schweizer mit ghanaischen Wurzeln. Er wohnte alleine in einem Mehrfamilienhaus - keine zwei Kilometer vom Spielplatz in Schwamendingen entfernt. Dort wo am Sonntag eine Leiche gefunden wurde.
Der Täter und das gleichaltrige Spielplatzopfer, ein Chilene, kannten einander seit Jahren. Sie waren offenbar eng befreundet. In letzter Zeit habe es laut Polizei jedoch Streitigkeiten gegeben. Das Opfer sei mit zahlreichen Messerstichen umgebracht worden.
Nach dieser Tat sei der Täter nach Hause gegangen, was an den Spuren in der Wohnung erkennbar sei. Als ihn die Polizei dort am Montagmorgen aufgrund der auf dem Spielplatz gefundenen DNA-Spuren verhaften wollte, war er aber nicht zu Hause.
Die Einwohnerkontrolle in Dübendorf bestätigte dem «Tagi», dass O. seit zwei Jahren in der Gemeinde gemeldet sei. Sein Appartment war gestern Abend polizeilich versiegelt.
Keine Zweifel bei den Ermittlern
M. O. sei laut Nachbarn anständig und zurückhaltend gewesen, keinesfalls gewalttätig. Einem Anwohner fiel auf, dass er sich zum Teil ein wenig merkwürdig verhalten habe. So habe er sich manchmal seine Zehen- und Fingernägel lackiert und mit Sternchen versehen. Er habe sich für religiöse Symbole interessiert, zum Beispiel habe er eine auffällige Marienstatue besessen. Auch habe O. ihn mehrmals auf das Neue Testament angesprochen und sich abfällig über den Islam geäussert.
«Es gibt keinen Zweifel, dass dieser Mann, der sich nach dem Angriff auf die Moschee in der Nähe erschossen hat, für die beiden Taten verantwortlich ist», sagte Christiane Lentjes Meili, die Chefin der Kriminalpolizei Zürich, gestern an einer Pressekonferenz.
DNA aus Velodiebstahl brachte die Spur
Die Polizei war dem Täter schon seit Sonntag auf den Fersen. Dank seiner DNA, die auf dem Spielplatz ermittelt werden konnte. Denn: Wegen Velodiebstählen vor sieben Jahren war er bestens polizeilich bekannt. Doch bei einer Wohnungsdurchsuchung am Montag war der spätere Moschee-Schütze nicht anwesend.
Dafür fand die Polizei zahlreiche Symbole, die auf eine Vorliebe für Okkultismus deuten. Und auf Spuren, dass der Killer nach den Schüssen auf dem Schwamendinger Spielplatz nochmals daheim war. Am Montagabend dann die Attacke in der Moschee an der Eisgasse.
Die somalischen Vereinsmitglieder stehen unter Schock. Auch Bashir Gobdon (46), Sprecher aller Schweizer Exil-Somalier, sagt: «Ich stand die ganze Nacht in Kontakt mit Angehörigen und Gläubigen.» Sogar der somalische Innenminister habe sich bei ihm nach dem Zwischenfall erkundigt.
Sicher ist laut Staatsanwaltschaft: Es bestehen keinerlei Hinweise auf einen islamistisch motivierten Hintergrund.