Es ist eine unheimliche Unfall-Serie, welche die Zürcher Verkehrsbetriebe VBZ diese Woche heimsucht. Gleich vier Tramunfälle innert fünf Tagen haben sich jüngst auf den Zürcher Strassen ereignet.
Am Montag kam eine Frau (†56) in Zürich-Oerlikon unter die Räder und verstarb einen Tag später im Spital. Am Mittwoch folgte dann ein spektakulärer Crash zwischen zwei Trams beim Stadelhofen, wobei sich eine Person verletzte.
«Aussergewöhnliche und tragische Häufung»
Gleich doppelt knallte es am Freitag. Zuerst kam es am frühen Abend zu einer tödlichen Kollision zwischen einem Tram und einem Velofahrer (†27). Eine Dreiviertelstunde später wurde ein Passant beim Central erfasst und vom Tram mehrere Meter mitgeschleift.
«Es ist eine aussergewöhnliche und tragische Häufung dieser Unfälle, welche in den vergangenen Tagen stattgefunden hat», sagt VBZ-Mediensprecherin Daniela Tobler zu Blick. Eine Erklärung für diese auffallend hohe Zahl an Vorfällen hat sie zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht. «Die Ursachen, wie es zu den Unfällen gekommen ist, werden ja aktuell noch ermittelt.»
Eine Frage, die sich in dem Zusammenhang stellt, ist, ob es sich bei der Serie diese Woche lediglich um einen tragischen Zufall handelt – oder ob doch mehr dahinter steckt.
Unfälle mit Verletzten nehmen zu
Tatsächlich zeigt der Blick auf die VBZ-Schadensstatistik, dass Unfälle mit Körperverletzung seit 2021 jährlich ansteigen. 2023 kam es total zu 675 solcher Fälle, 96 mehr als im Jahr davor. Dazu zählen beispielsweise Unfälle infolge von Kollisionen und Fussgängerunfälle – aber auch Vorfälle, bei denen sich Fahrgäste im Tram selber verletzen.
Allerdings müsse man hinsichtlich der gestiegenen Zahlen etwas relativieren, sagt Tobler. «Hier spielen natürlich auch die seinerzeit tiefen Pendlerzahlen während der Corona-Pandemie eine Rolle. Folglich wurden auch weniger Unfälle vermerkt.»
Nun, da die Passagiere wieder zahlreicher seien, nähmen auch Unfälle mit Körperverletzung wieder zu. Was Unfälle mit tödlichem Ausgang angehe, so bewegen sich diese jeweils zwischen zwei und vier pro Jahr. Nicht auszuschliessen, dass die Zahl heuer höher ausfallen wird, zumal sich bereits zu Beginn des Jahres drei tödliche Unfälle ereignet haben.
Betroffenes Fahrpersonal ist schnell wieder am Steuer
Besonders hart seien solche Situationen jeweils für die Trampilotinnen und Busfahrer der VBZ. «Das sind traumatische Ereignisse», bringt es Tobler auf den Punkt. Selbstverständlich werde das Fahrpersonal in solchen Fällen entsprechend vor Ort betreut, beispielsweise durch Notfallpsychologen.
Dass diese nach solchen Unfällen beschliessen, den Beruf an den Nagel zu hängen, kommt laut Tobler jedoch praktisch nie vor. Im Gegenteil: «Die meisten sind schnell wieder mit dabei. Jedoch gibt es andere, die etwas mehr Zeit benötigen, um das Geschehene zu verarbeiten.» In den letzten Jahren habe sich nur eine Person dazu entschieden, nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückzukommen.
Eine grosse Herausforderung für Trampilotinnen und Busfahrer sei vor allem die Unachtsamkeit von anderen Verkehrsteilnehmern. Die VBZ appelliere diesbezüglich immer wieder mit Aufklärungskampagnen an die Bevölkerung und schule auch ihr Personal konsequent weiter. «Trotz diesen Massnahmen ist es aber eminent wichtig, dass sich Verkehrsteilnehmer achtsam und rücksichtsvoll im Strassenverkehr bewegen», sagt Tobler. Dies sei entscheidend, um Unfälle zu verhindern.
Notstop gefährdet vor allem Personen im Tram
Denn die meisten Fussgänger oder Velofahrer seien sich gar nicht bewusst, dass ein Tram in einem Ernstfall nicht einfach sofort bremsen könne, sondern immer noch einen längeren Bremsweg habe. «Dieser kann sich bei schlechten Strassenbedingungen sogar verdreifachen.» Zudem sei auch das Gewicht des Trams mit 40 bis 50 Tonnen nicht zu unterschätzen.
«Wenn also Fussgänger meinen, sie könnten noch schnell vor dem Tram über die Strasse rennen oder mit dem Velo oder E-Trottinet kurz davor fahren, müssen sich die Leute bewusst sein, dass Trampiloten zwar einen Notstop machen können, dieser aber bei so kurzen Distanzen in der Regel nicht ausreicht, um eine Kollision zu vermeiden.» Zudem müsse man gemäss Tobler auch immer die Trampassagiere im Hinterkopf haben, die einen Notstop am heftigsten zu spüren bekommen und sich nicht selten dabei verletzen.