Rita Etzensperger (75) aus Regensdorf ZH ist masslos enttäuscht. Die gehbehinderte Frau sitzt auf ihrem völlig demolierten Elektro-Rollstuhl und dreht den Zündschlüssel – vergeblich. «Damit kann ich nirgendwo mehr hinfahren», sagt sie traurig.
Dabei ist sie auf den Roller angewiesen: «Jetzt kann ich meine tote Mutter auf dem Friedhof nicht mehr besuchen. Das mache ich immer, wenn es mir schlecht geht.» Das Grab ist fast zwei Kilometer entfernt. Und die alleinstehende Frau kann kaum noch gehen: «Das fühlt sich an, als würde mir jemand mit einem Messer in die Füsse stechen.»
Der Elektro-Rollstuhl gab der Rentnerin ihre Mobilität zurück: «Ich bin damit schon von Regensdorf bis nach Baden gefahren. 16 Kilometer!»
Die Freude war von kurzer Dauer. Letzte Woche liess Etzensperger ihren neuen Elektro-Rollstuhl zum ersten Mal vor der Haustür stehen, sie wohnt im elften Stock. Am nächsten Tag war er verschwunden.
«Ich dachte, ich bekomme einen Herzinfarkt. Für mich ist das eine Katastrophe», sagt sie. Am nächsten Tag verteilt sie unter grossen Schmerzen Flugblätter im ganzen Quartier. Als sie die Hoffnung schon aufgegeben hat, taucht der Elektro-Rollstuhl wieder auf. Gar nicht weit entfernt, aber gut versteckt, in einem Hauseingang keine 200 Meter entfernt – gefunden von einer 90-jährigen Nachbarin. Aber der Rollstuhl ist total demoliert. Zündschloss, Lampe, Elektronik, ein Teil der Verschalung, das Körbchen für Einkäufe und vermutlich auch die Batterien sind beschädigt. Denn offenbar hat jemand versucht, den Rollstuhl per Kurzschluss zu starten.
Rita Etzensperger ist besorgt: «Der Techniker sagte, die Reparatur koste bis zu 1000 Franken.» Das sprengt das bescheidene Budget der AHV-Bezügerin. «Das ist fast die Hälfte meiner Ersparnisse», sagt sie. Eine Versicherung für das 12'000-Franken-Mobil hat sie nicht abgeschlossen.
Das ganze Quartier fragt sich nun: Wer tut so was? Etzensperger hat einen Verdacht: «Beim Haus, wo der Stuhl gefunden wurde, ist genau in jener Nacht eingebrochen worden. Vielleicht nutzten sie mein Mobil für den Abtransport?» Auch einen jugendlichen Vandalenakt will sie nicht ausschliessen.
In Rita Etzenspergers Wut mischen sich Kummer und Gram: «Die Täter wissen wohl nicht, was sie mir angetan haben. Ich hoffe, sie bekommen im Alter nicht solche Schmerzen wie ich.»