«Unwürdige Alterslotterie»
Zürcher Senioren demonstrieren gegen «Lösli»-Wohnungen

Seniorinnen und Senioren haben vor der Zürcher Gemeinderatssitzung am Mittwochabend demonstriert: Sie verlangten, dass Alterswohnungen nicht im Los-System vergeben werden. «Wir wollen nicht Lotto um eine Wohnung spielen», so ein Flugblatt.
Publiziert: 14.07.2021 um 23:49 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2021 um 07:37 Uhr
Es gibt lange Wartelisten für erschwingliche Alterswohnungen in Zürich. Senioren wehren sich gegen ein Lotterie-Vergabesystem.
Foto: Keystone

Demonstration von Zürcher Seniorinnen und Senioren am Mittwochabend vor der Zürcher Gemeinderatssitzung. Sie forderten, dass Alterswohnungen nicht im «Lösli»-System vergeben werden.

Die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich hatte anfangs Mai mitgeteilt, dass sie ihre bisher geführten Wartelisten per Oktober 2021 einstellen will. An deren Stelle sollen ein Online-Anmeldesystem und ein Auswahlverfahren mittels Zufallsgenerator treten.

Nach heftiger Kritik wurde der Entscheid zwar nicht zurückgenommen, die Einführung aber vorerst um drei Jahre verschoben. Das neue System soll nicht vor Ende Juni 2024 starten.

«Existenzbedrohend», «Lottospielen um eine Wohnung»

Der zeitliche Aufschub löst für Betroffene das Problem aber nicht: Im Alter brauche man Planungssicherheit, hielten Seniorinnen und Senioren fest, die sich vor dem Tagungsort bei der Messe Zürich in Oerlikon versammelt hatten. «Wir wollen nicht Lotto um eine Wohnung spielen», hiess es auf Flugblättern. «Der spielerische Charakter täuscht über das Existenzbedrohende hinweg.»

Die Gruppe fordert, dass eine Expertengruppe eingesetzt wird. Diese soll «eine sinnvolle und für die Altersgruppe adäquate Lösung für die Wohnungsvergabe suchen».

Die Vergabe der Alterswohnungen müsse so angepasst werden, dass die Bedürfnisse von älteren Personen berücksichtigt werden, hielt etwa Marion Schmid (SP) fest. Ein Zufallsgenerator sei ein «unsinniges Roulette-System», kritisierte sie. Reto Brüesch (SVP) sprach von einer «unwürdigen Alterslotterie».

Ellenlange Wartelisten

Dass es aber ein neues System braucht, davon zeigten sich verschiedene Votanten überzeugt. Denn die heutigen Wartelisten sind ellenlang – es werden aber nur wenige Wohnungen frei. «Die Chancengleichheit ist nicht mehr gegeben», sagte der zuständige Stadtrat Andreas Hauri (GLP). Wer das System kenne, melde sich mit 60 an und erhalte mit 70 vielleicht eine Wohnung. Eine Person, die sie aktuell dringender benötige, bleibe da aussen vor.

Welches System auch gewählt werde, das grundlegende Problem bleibe bestehen, meinte Monika Bätschmann (Grüne). «Auch 2024 wird es nicht genügend kostengünstige Alterswohnungen geben.» Hauri bekräftigte, dass mehr bezahlbarer Wohnraum ein zentrales Element der neuen Altersstrategie sei.

Die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich bietet heute in 34 Siedlungen – verteilt auf alle Stadtkreise – 2000 kostengünstige Wohnungen mit Dienstleistungen für ältere Menschen an. (SDA)

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