Joël Schönenberger absolvierte seine Rekrutenschule als Spitalsoldat. Nach der RS begann der 20-Jährige ein Studium in Erziehungswissenschaften. Statt jedes Jahr drei Wochen für den WK von der Uni fernbleiben, entschied er sich, seine Dienstpflicht am Stück als Zivi zu leisten.
Schönenberger hat einen der beliebten Plätze als Zivi-Hilfskraft an einer Schule ergattert. Wie der «Landbote» schreibt, beschäftigen im Quartier Seen-Mattenbach in Winterthur mittlerweile neun von zehn Schulen Zivildienstleistende in ihren Klassen. Auch in der Stadt Zürich greifen bereits sieben Schulkreise auf die Unterstützung von Zivis zurück. Sie werden vom Basteln mit den Kleinsten bis hin zur Mittagstisch-Betreuung und Hausaufgabenhilfe für die verschiedensten Aufgaben eingesetzt.
Unterstützung für das integrative Schulmodell
Gedacht sind die Zivildienstleistenden als Verstärkung im integrativen Schulmodell. «Dieses ermöglicht besonders hilfebedürftigen Schülern, welche zusätzliche Unterstützung benötigen, die Teilnahme am ordentlichen Schulbetrieb», erklärt Oliver Rüegsegger von der Vollzugsstelle für den Zivildienst gegenüber Blick.ch. «Der Zivi darf lediglich Tätigkeiten ausüben, die der Unterstützung von Kindern mit besonderem Betreuungsbedarf dienen.» Insgesamt sind aktuell knapp 100 solche Zivildiensteinsätze möglich.
Wer als Hilfskraft eingesetzt werden will, muss zunächst zwei einwöchige Kurse absolvieren. Alleine für die Kinder verantwortlich sind sie danach indes nie. Eine Lehr- oder Betreuungsperson begleitet sie während ihren Einsätzen.
«Zivildienstleistende sind kein Allheilmittel»
In Winterthur wurde das Projekt von Kreisschulpflegepräsident Ruedi Ehrsam vorangetrieben. Die Erfahrungen, die man seit vergangenem Sommer mit den Zivis an den Schulen gemacht hat, seien durchwegs positiv. «Natürlich sind Zivildienstleistende kein Allheilmittel», sagt Ehrsam im «Landbote». «Aber sie können Kippsituationen vorbeugen.» Gemeint sind damit Momente, in denen schwierige Schüler eine ganze Klasse mitzureissen drohen.
Aufs neue Schuljahr wollen die Schulkreise Oberwinterthur, Veltheim-Wülflingen und Altstadt-Töss ebenfalls mitziehen und Zivildienstler einstellen. Ein zusätzlicher Beweggrund dürften die Kosten sein: Im Vergleich zu sogenannten Klassenassistenzen sind Zivildienstleistende drei- bis viermal günstiger, weil der Hauptteil ihres Lohnes von der Erwerbsersatzkasse bezahlt wird.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt für die Schulen: Der Zivi-Einsatz kann ihnen neues Personal bescheren. Joël Schönenberger jedenfalls ist vom Einsatz an der Schule richtig angetan: «Ich überlege mir inzwischen ernsthaft, ob ich mich nicht an der Pädagogischen Hochschule einschreiben und Primarlehrer werden will.» (cat)