Der wohl bekannteste Ex-Häftling der Schweiz, Brian Keller (29), erhält eine höhere Genugtuung vom Zürcher Staat. Das Obergericht setzte den Betrag von 1000 auf 4000 Franken hinauf. Seine Anwälte hatten 40'000 Franken gefordert.
Das Obergericht befand, dass der zuerst ausgesprochene Betrag willkürlich zu tief angesetzt worden war, wie der «Tages-Anzeiger» am Montag online schrieb. Eine Sprecherin des Zürcher Obergerichts bestätigte gegenüber Keystone-SDA, dass Mitte November das neue Urteil gefällt wurde. Der Entscheid kann noch ans Bundesgericht weitergezogen werden.
Den ersten Entscheid von 1000 Franken kassierte das Bundesgericht im Sommer 2024. Das Obergericht musste darum erneut urteilen. Konkret geht es um 20 Tage, die Keller in der Sicherheitsabteilung des Bezirksgefängnisses Pfäffikon verbrachte. Dorthin hatte man ihn wegen seines äusserst aggressiven Verhaltens und Drohungen gegen das Gefängnispersonal verlegt. Die Einzelhaft war aufgrund der Umstände grundsätzlich angemessen, nicht aber die Bedingungen, wie das Bundesgericht festgehalten hatte.
Fussfesseln und «Psychiatrie-Poncho»
Keller musste ständig Fussfesseln tragen, war nur mit einem sogenannten «Psychiatrie-Poncho» bekleidet und verfügte über keinerlei Mobiliar. Es fehlten ihm wochenweise Matratze, Decke, Hygieneartikel, Beschäftigungsmöglichkeiten und Hofgang.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft führt gegen Keller seit Januar ein Strafverfahren wegen des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen oder zu Gewalttätigkeit. Im Laufe des Jahres kam es zu weiteren Vorfällen, die untersucht werden.
Keller kam erst 2023 aus dem Gefängnis. Seither sass er wegen diverser Auseinandersetzungen mit einem Kontrahenten erneut zweimal in Untersuchungshaft. Bekannt geworden war der heute 29-Jährige 2013 als Protagonist eines DOK-Films über einen Jugendanwalt als «Carlos».