Zwei tiefe Schnittwunden klaffen im Gesicht, der Kopf ist blutüberströmt. So wird Matthias C.* (23) am Mittwochabend im Unispital Zürich als Notfall eingeliefert. Der Grund für seine Verletzungen: ein Modellflugzeug auf Abwegen.
Der Zürcher ist gegen 17 Uhr mit Wellblech-Arbeiten in Ottenbach ZH beschäftigt. In seiner Freizeit hilft er dem Jugendverein 7-Up beim Umbau eines alten Zirkuswagens. Dort soll ein neuer Jugendtreff entstehen – ganz in der Nähe des Modellflugplatzes Affoltern am Albis. Plötzlich knallt es. Ein schwerer Elektro-Propellerflieger trifft den Mann am Kopf, schlitzt sein Gesicht auf. Jede Menge Blut spritzt auf das Blech. Schwer verletzt bleibt er liegen.
«Es fühlte sich zunächst so an, als hätte mir jemand einen Fussball ins Gesicht geschossen», sagt Matthias C. zu BLICK. Doch dann bemerkt er das viele Blut. Er erinnert sich: «Ich sah aus dem Augenwinkel, dass das Blut aus meiner Backe spritzte.» Schmerzen spürt er da noch keine: «Ich stand unter Schock.»
Kollege trug ihn mit Leiter runter
Während Matthias C. blutend auf dem Dach liegt, reagiert sein Kollege Bernd Weichert (45) schnell. «Ich hatte Angst, dass er ohnmächtig wird, deswegen habe ich ihn sofort über die Leiter vom Dach runtergetragen», so der Deutsche zu BLICK. Unten angekommen, setzt er den Benommenen auf eine Bank und leistet Erste Hilfe. Auch die Präsidentin des Jugendvereins eilt herbei. Als sie den blutenden Matthias C. sieht, alarmiert sie sofort den Notruf. Innert 15 Minuten ist ein Rettungshelikopter der Rega da. Er landet auf einem Feld in der Nähe, fliegt den Mann dann ins Unispital.
Die Ärzte müssen operieren. «Man hat mir meine rechte Backe wieder zusammengeflickt», erklärt der Getroffene kurz nach seiner OP. Einige Tage muss er wohl noch im Spital bleiben, dann darf er nach Hause. «Momentan geht es mir den Umständen entsprechend gut.» Sein Kollege ist zuversichtlich, dass Matthias C. wieder auf die Beine kommt. Bernd Weichert zu BLICK: «Der ist ein harter Knochen und kann bereits wieder Witze machen.»
Dem Bruch-Piloten tut es leid
Der Bruch-Pilot (48) ist ausgerechnet ein Unispital-Professor. Er stand etwa 200 Meter von dem Zirkuswagen entfernt, als er die Kontrolle über sein Flugi verlor. «Mir tut der Unfall schrecklich leid. Es ging alles so schnell. Ich weiss nicht, wie das passieren konnte», sagt der Neurologe zu BLICK. Zum genauen Hergang möchte er sich nicht äussern. Aber er beteuert: «Ich habe mich bei Matthias C. danach sofort entschuldigt.»
Der Unispital-Professor ist erst seit kurzem Mitglied der Modellfluggruppe Affoltern am Albis. Auch dort bedauert man den Vorfall. «Ein solch tragischer Unfall ist in unserer Vereinsgeschichte noch nie vorgekommen. Wir wünschen dem Verletzten alles Gute», heisst es auf Anfrage von BLICK. Wie es genau zu dem Modellflug-Unfall kommen konnte, wird nun ermittelt.
* Name geändert