Üetliberg-Horror
Knapp an einer Katastrophe vorbei

Was vorgestern zum schweren Chemieunfall im Üetlibergtunnel bei Zürich führte, ist nach wie vor unklar. Sicher ist: Es war viel Glück im Spiel.
Publiziert: 04.06.2015 um 09:32 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:00 Uhr
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BLICK-Reporter Beat Michel brauchte eine Sauerstoffmaske.
Foto: Beat Michel
Von Beat Michel

Der Lastwagen hatte nicht nur Formaldehyd für einen Farben- und Lackhersteller an Bord, sondern auch Salzsäure und Schwefelsäure für einen Hallenbadbetreiber. Das Formaldehyd befand sich im Anhänger, die gefährlichen Säuren direkt auf der Ladefläche.

Wären Behälter mit Salzsäure und Formaldehyd geplatzt, hätte dies einen tödlichen Cocktail ergeben. Salzsäure bildet zusammen mit Formaldehyd ein hochgefährliches Gift namens Bischlormethylether (BCME). Ein Stoff, vor dem das Nationale Center für Seuchen und Prävention in den USA ausdrücklich warnt. BCME gilt als einer der stärksten krebserregenden Stoffe.

Schlimmstenfalls wären nicht nur zahlreiche Autofahrer im Tunnel betroffen gewesen, sondern auch Teile der Stadt Zürich. Zur Unfallzeit wehte laut Meteo News ein Südwestwind mit 30 km/h. Die Giftwolke hätte sich somit bis ins dicht besiedelte Stadtgebiet erstreckt.

Zur Abklärung der Unfallursache sucht die Polizei weiter Zeugen, die das Brems- und Ausweichmanöver des Gefahrengut-Transporters beobachteten. Die Polizei befragte alle Automobilisten, die sich in Spitalpflege begeben hatten. Gesucht wird ein silberfarbener Personenwagen, der vor dem LKW einen riskanten Spurwechsel gemacht haben soll.

Besonders grosses Glück hatte eine Motorradfahrerin, die im Tunnel wegen des Formaldehyds ohnmächtig wurde und stürzte. Ein Lenker in einem der letzten Autos, die den Tunnel befuhren, hielt an. Zwei Arbeiter stiegen trotz der beissenden Dämpfe aus und bargen die Frau. 

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