Der Abendspaziergang an der Glatt im Zürcher Unterland hätte für eine Hundehalterin und ihre Retriever-Hündin die ersehnte Abkühlung bringen sollen. Stattdessen endete der Ausflug in der Tierklinik.

Kurz nachdem die Hündin ins Wasser gesprungen sei, habe sie «plötzlich laut angefangen zu jaulen», erklärt die Hundehalterin, die anonym bleiben möchte, gegenüber dem «Zürcher Oberländer». «Ich habe nur gesehen, wie etwas Schwarzes bei meinem Hund im Wasser war. Sofort habe ich sie am Halsband gepackt und aus dem Wasser gezogen.»

«Überall war Blut»

Beim genaueren Hinsehen wurde klar: Die Retriever-Hündin wurde im Wasser von einem Biber attackiert. «Ich sah zwar keine Bisswunde, aber es war überall Blut.»

Die Halterin und ihr Mann brachten das verwundete Tier daraufhin sofort zu einer nahegelegenen Kleintierklinik in Regensdorf. Ganze drei Stunden lang wird die Hündin dort operiert.

«Wir haben elf Bisswunden zugenäht, der Hündin Antibiotikum verabreicht und Massnahmen getroffen, damit sich die Wunden nicht entzünden», sagt Tierärztin Angela Berchtold gegenüber der Zeitung. Die Bisswunden seien tief gewesen.

Hunderasse ist auf Wasserwild spezialisiert

Dass Hunde von Bibern angegriffen werden, sei durchaus möglich, allerdings selten, sagt Urs Philipp, Abteilungsleiter der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung. Im Kanton Zürich sei ihm kein vergleichbarer Fall bekannt. Aber: «Der Biber ist ein Wildtier. Wenn er sich bedroht fühlt und nicht flüchten kann, dann muss er sich wehren.» Zudem seien Biber aktuell mit der Aufzucht von Jungtieren beschäftigt, was die Tiere besonders reizbar mache.

Bei der verletzten Hündin handelt es sich um einen Nova Scotia Duck Tolling Retriever – eine Rasse, die besonders auf das Apportieren von Wasserwild abgerichtet ist. «Meine Hündin ist sicher nicht ganz unschuldig», gibt die Halterin zu. Vermutlich habe sie den Biber aufgespürt, worauf sich dieser halt verteidigt habe.

Beim Spaziergang an der Glatt habe sie schlicht nicht mit so einer Gefahr gerechnet, sagt die Halterin. «Beim nächsten Spaziergang am Fluss würde ich meine Hündin auf jeden Fall an die Leine nehmen.» (cat)