Türsteher-Mord: Jeton G. dealte lieber statt zu arbeiten
Wieso kriegt so ein Typ Sozialhilfe, Frau Frösch?

Über sechs Jahre lang bezogen Jeton G. und seine Frau rund 5000 Franken pro Monat. Der arbeitsscheue eingebürgerte Kosovo-Albaner ist fünffach vorbestraft. Trotz mehreren Missachtungen der Auflagen zahlten die Behörden weiterhin Sozialhilfe.
Publiziert: 09.03.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:40 Uhr
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Sitzt weiter in U-Haft: Jeton G.
Foto: KAPO Zürich
Von Romina Lenzlinger

Die Vorwürfe sind heftig. Jeton G.* (31), einer der zwei Tatverdächtigen im Fall des Tür­steher-Mordes von Zürich-Affoltern, soll das Sozialamt Regensdorf ZH über Jahre genarrt haben. Das berichtet «NZZ am Sonntag».

Demnach bezogen Jeton G. und seine Frau in den vergangenen sechs Jahren etwa 200'000 Franken Sozialhilfe, rund 5000 Franken pro Monat. Abzüge gab es nur, wenn der zweifache Familienvater im Gefängnis sass. Dann zahlte der Kanton für seinen Unterhalt. Das Sozialhilfe-Dossier lautet auf die Ehefrau. Wahrscheinlich, weil Jeton G. so oft im Knast war.

Der eingebürgerte Kosovo-Albaner zeigte sich früh arbeitsscheu. Seine Lehre als Autospengler schmiss er 2003 wegen Unstimmigkeiten mit seinem Chef hin. Seither ist der fünffach vorbestrafte Mann arbeitslos, fährt aber einen hellgrauen Jaguar. Gegenüber den Behörden war er renitent, ignorierte Arbeitsprogramme, brach Abmachungen und verweigerte Gespräche. Anfang 2013 beantragte er IV-Rente. Ohne Erfolg. Im Herbst darauf wurde Jeton G. wegen gewerbsmässigem Hanfanbau aktenkundig.

Als das Sozialamt vom Jaguar erfuhr, überschrieb er das Auto zuerst auf seine Frau, dann auf eine Verwandte und schliesslich auf eine GmbH mit Sitz in Zürich-Affoltern. Doch die angedrohten Sanktionen liessen ihn kalt. Kurz darauf musste er den Fahrausweis abgeben – er war erheblich betrunken gefahren. Die Gemeinde kürzte die Sozialhilfe wegen Missachtung der Auf­lagen um 15 Prozent.

Doch warum zahlten die Behörden weiterhin Sozial­hilfe? Der Regensdorfer Sozialvorstand sagt dazu nichts, mit Verweis auf das Amtsgeheimnis. Unverständnis zeigt die Basler SP-Nationalrätin und Sozialarbeiterin Silvia Schenker (61). «Das klingt nach Missbrauch. Ich verstehe nicht, warum man ihn nicht härter bestraft hat. Die Zürcher Behörden können in solchen Fällen schärfere Sanktionen verhängen. Man hätte die Sozialhilfe komplett streichen können», so die Politikerin. «Vielleicht ging das in diesem Fall wegen der Frau und den Kindern nicht.» Sicher sei: «Solche Fälle schaden dem ganzen System und müssen härter sanktioniert werden.»

Geht es nach dem Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Heer (53), sollen Menschen unter 40 gar keine Sozialhilfe bekommen: «Es sei denn, sie arbeiten für ihre Wohngemeinde.» Der Hardliner will einen entsprechenden Vorstoss einreichen.

Die Konferenz für Sozialhilfe (Skos) empfiehlt in ihren Richtlinien, den Grundbedarf bei unkooperativem Verhalten um 15 Prozent zu kürzen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Sozialhilfe laut Skos-Praxishilfe aber auch ganz gestrichen werden. Etwa wenn der Sozialhilfeempfänger imstande ist, sich selbst zu helfen. Diese Regelungen könnten bald verschärft werden. «Wir sind daran, die Richtlinien zu überarbeiten», sagt Co-Präsidentin Therese Frösch (50). Bis Ende März sammelt die Skos Vorschläge von Kantonen und Gemeinden. Die neuen Richt­linien sollen ab 2016 gelten. Bis dann haben Typen wie Jeton G. offenbar freie Hand.

* Name der Redaktion bekannt

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