«Beamte mussten Bergungsversuch abbrechen, es war zu gefährlich»
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Mediensprecher Kapo Zürich:«Beamte mussten Bergungsversuch abbrechen, es war zu gefährlich»

Bauarbeiter (†27) in Winterthur ZH lebendig begraben – Anwohner geschockt
«Der junge Mann hat immer so fleissig gearbeitet»

Bei einem Arbeitsunfall am Donnerstagvormittag ist in Winterthur ZH ein Mann (†27) in einem ungesicherten Graben verschüttet worden. Der Mann konnte nur noch tot geborgen werden. Der Schock im Quartier sitzt tief.
Publiziert: 03.02.2023 um 07:25 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2023 um 17:03 Uhr
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Hier passierte das Unglück: In Winterthur hat ein Bauarbeiter ein Loch für eine Erdsonden-Bohrung ausgehoben.
Foto: Nicolas Abt

Der tragische Vorfall ereignete sich in einem Wohnquartier in der Stadt Winterthur. Wie die Kantonspolizei Zürich mitteilt, seien Bauarbeiter mit dem Ausheben eines Grabens beschäftigt gewesen. Die Firma war laut ersten Informationen für Erdsondenbohrungen zuständig. Diese Technik ist momentan besonders gefragt, weil man eine Heizung unabhängig von Öl und Gas betreiben kann.

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Nachdem der Arbeiter in den mehrere Meter tiefen und ungesicherten Graben gestiegen war, rutschten die Seitenwände ab und verschütteten den Mann. Sein Kollege und die alarmierten Einsatzkräfte der Stadtpolizei Winterthur versuchten, den Verschütteten zu bergen. Sie mussten den Versuch aber aufgrund des ungesicherten Grabens und dem zu hohen Eigenrisiko abbrechen.

Bergung gestaltete sich schwierig

Bevor der leblose Körper des Mannes geborgen werden konnte, musste der Graben von einem aufgebotenen Bauunternehmen mit einem Saugbagger und Spriesswänden gegen ein weiteres Abrutschen gesichert werden. Der Arbeitsunfall wird durch die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft Winterthur/Unterland untersucht.

Neben der Kantonspolizei Zürich und der Stadtpolizei Winterthur standen die Feuerwehr von Schutz & Intervention Winterthur, der Rettungsdienst Winterthur, das forensische Institut Zürich, eine Baustatikerin, die Staatsanwaltschaft Winterthur/Unterland, ein Feuerwehrinspektor sowie ein Sicherheitsfachberater der Suva im Einsatz.

Arbeiter war verlobt

Der Vorgesetzte des jungen Mannes zeigt sich gegenüber «20 Minuten» schockiert von dem Vorfall. «Es ist der komplette Horror», so der 46-Jährige. Er habe am Freitagmorgen mit der Familie und der Verlobten des Verstorbenen Kontakt aufgenommen.

Sie seien «sehr betroffen», vor allem der Vater sei «zerrissen». Der Tote sei ein sehr erfahrener Mitarbeiter gewesen, der sich nichts zuschulden habe kommen lassen. Man habe alle nötigen Sicherheitsmassnahmen ergriffen. Der Unfall sei ein schwerer Schicksalsschlag.

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«Es ist so furchtbar, wenn ein junger Mann aus dem Leben gerissen wird.»
Verena L.*, Nachbarin
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Betroffenheit im Quartier

Die Anwohner sind geschockt darüber, was vor ihrer Haustüre passiert ist. «Das war das erste Mal, dass so viel Polizei und Rettungsdienst hier aufgekreuzt ist», sagt Mila N.* (72) zu Blick. Sie wohnt nur wenige Häuser von der Unfallstelle entfernt. Sie bemerkte das Blaulicht in der Strasse, sofort war ihr klar: Da muss etwas passiert sein. Sie kann das Unglück kaum fassen. Gegen Mittag fiel ihr das weisse Zelt auf, das die Rettungskräfte aufgebaut hatten. Ihr erster Gedanke: «Da muss jemand gestorben sein.»

Nachbar Alfons H.* war zu Hause, als plötzlich der Sirenen-Lärm losging. «Es kam ein Rettungsfahrzeug nach dem anderen. Ein riesiges Chaos.» Er war jedoch völlig ratlos, was passiert war. «Nie hätte ich daran gedacht, dass jemand gestorben ist.»

Während die Bergungsarbeiten liefen, schrieb er seiner Frau. Monika H. Sie sagt: «Er meinte, ich soll diesmal einen anderen Nachhauseweg wählen, weil alles abgesperrt ist. Da bekam ich ein ungutes Gefühl.» Die Retter stellten gegen den Abend eine riesige Lampe auf. «Wir dachten, die arbeiten wohl die ganze Nacht durch.» Doch kurz nach 18.00 Uhr fing der Abbau an. Die beiden erfuhren erst heute Morgen von der tödlichen Tragödie neben ihrem Haus. «Wir sind sehr betroffen»

Auch Verena L.* macht der Unfall zu schaffen. «Der junge Mann hat immer so fleissig gearbeitet, wenn ich dort vorbeikam. Jetzt wurde er mit dem Tod bestraft. Schrecklich.» Es sei so furchtbar, wenn ein junger Mann aus dem Leben gerissen werde. Sie wünsche den Hinterbliebenen viel Kraft.

Diese Sicherheitsmassnahmen sind Pflicht

Suva-Sprecher Adrian Vonlanthen kann den vorliegenden Fall aufgrund der laufenden Untersuchung derzeit nicht einordnen. «Grundsätzlich braucht es umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen bei solchen Arbeiten in Baugruben», sagt Vonlanthen auf Anfrage von Blick. Eine Baugrube oder Gräben ab einer Tiefe von 1,5 Metern müssen gesichert werden. «In diesem Arbeitsumfeld wirken sehr grosse Kräfte. Wenn die Sicherheitsmassnahmen nicht umgesetzt sind, kann es deshalb sehr schnell zu schweren oder sogar tödlichen Verletzungen kommen.»

Info-Broschüre der Suva: Bereits ab 1,5 Metern Tiefe müssen Gräben gesichert werden – etwa mit Spriesswänden aus Metall.
Foto: Suva

Die Suva hat für Arbeiten in Baugruben eine Checkliste erarbeitet, die es Arbeitern und Vorgesetzten erleichtern soll, die Sicherheit an ihrem Arbeitsplatz zu überprüfen. «Die Sicherheitsmassnahmen müssen dem jeweiligen Untergrund angepasst werden», erklärt Vonlanthen. «So kann man einerseits die Erdmassen abböschen. Dabei werden die Grubenwände nicht senkrecht, sondern schräg wie ein Trichter ausgestaltet.» Wie aus der Checkliste hervorgeht, erfordert ein instabiler Untergrund eine zusätzliche Abschrägung der Grubenwände.

«Vertikale Grubenwände können beispielsweise mit einer Spriessung abgesichert werden», erklärt Vonlanthen weiter. Diese Konstruktion beinhaltet Metallplatten zur Verstärkung der Grubenwände sowie Metallpflöcke, die diese Metallplatten auseinanderdrücken und damit ein Einstürzen der Grubenwände verhindern.

* Namen geändert

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