Tochter klagt an
«Meine behinderte Mutter bekommt Briefe nicht mehr an die Tür»

Gabriela Rimml ist verärgert. Die Post hat die Lieferungen an die persönlichen Briefkästen am Hauseingang eingestellt. Weil der Pöstler durch den Vorgarten musste.
Publiziert: 22.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:12 Uhr
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Gabriela Rimml: «Die Hürden für Bürger, gehört zu werden, sind extrem hoch.»
Foto: Joseph Khakshouri
Von Cyrill Pinto

Hunderte Seiten Papier füllt der Kleinkrieg von Gabriela Rimml (49) mit der Post. Der Kampf beginnt für die Stadtzürcherin im letzten September: Die Bewohner der Eichstrasse 6 in Zürich-Wiedikon erhalten keine Post mehr. 

Rimml, Besitzerin der Liegenschaft, findet heraus, dass die Post die Zustellung einfach eingestellt hat. Auch die 90-jährige Mutter von Gabriela Rimml, die im gleichen Haus wohnt, ist davon betroffen. Sie ist schwer gehbehindert und kann den Garten nur mit einem Treppenlift erreichen.

Bei dem Dreifamilienhaus gibt es vier Briefkästen. Einen für Zeitungen und Prospekte, direkt am Trottoir. Und drei persönliche Briefkästen am Hauseingang. Für den Briefeinwurf muss der Pöstler jeweils durch den Vorgarten laufen.

Doch das ist der Post seit dem letzten Herbst offenbar zu viel. Rimml schreibt der Post: «Sollten Sie uns aus irgendwelchem Grund keine Post mehr zustellen, wären Sie verpflichtet, uns dies schriftlich mitzuteilen.» Die Post meldet sich umgehend, man kläre den Fall ab.

Im Oktober schreibt sie dann an Rimml: Der Hausbriefkasten müsse am nächsten zur Strasse gelegenen Standort platziert werden. «Wir bitten Sie, Briefkästen an der Grundstücksgrenze anzubringen.» Vorübergehend stellt sie die Briefe wieder ordentlich zu.

Gabriela Rimml weigert sich, neue Briefkästen zu montieren. Denn bei allen anderen Liegenschaften an der Eichstrasse befinden sich die Briefkästen auch am Hauseingang. Nun stellt die Post die Briefzustellung für Rimmls Haus wieder ein.

Daraufhin schaltet Gabriela Rimml die Postaufsicht Postcom ein. Doch die verweigert jede Kommunikation, fünf eingeschriebene Briefe bleiben unbeantwortet.

Postaufsicht reagiert erst spät

Rimml verlangt deshalb am 10. Juni dieses Jahres eine anfechtbare Verfügung. Erst da reagiert die Postcom und leitet am 11. Juni ein Verfahren ein. Sie prüft nun, ob die Briefkästen den Anforderungen entsprechen.

Trotzdem ist Gabriela Rimml empört über das Verhalten der Postcom. «Damit der Bürger bei einem Verfahren gegen Behörden überhaupt gehört wird, muss er extrem hohe Hürden überwinden», sagt sie.

Und was meint die Post zum Streit mit Gabriela Rimml? «Wir bedauern, dass es zu diesem Konflikt kam», sagt Post-Sprecher Bernhard Bürki. Normalerweise einige man sich im Gespräch mit den Kunden.

Jetzt wartet die Post auf den Entscheid der Postcom. Bis dahin stellt sie die Briefe für die Eichstrasse 6 wieder zu – bis zum Hauseingang. 

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