Im Zoo Zürich ereignete sich am 4. Juli 2020 ein schreckliches Drama: Ein Tigerweibchen tötete eine Pflegerin.
Jetzt, knapp neun Monate nach dem schrecklichen Vorfall, gibt die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft bekannt, dass das Strafverfahren eingestellt worden sei.
Die Untersuchung habe ergeben, dass keinerlei Hinweise auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten vorliegen. Es ist davon auszugehen, dass die verstorbene Tierpflegerin infolge Unaufmerksamkeit unterlassen hat, sämtliche Schieber vollständig zu schliessen.
Stawa geht von Selbstverschuldung aus
Dies führte letztlich dazu, dass das Tigerweibchen in den vermeintlich abgesperrten Teil des Geheges gelangen und die Tierpflegerin angreifen konnte. Kurz: Die Stawa geht von einem selbstverschuldeten Arbeitsunfall aus.
Wie BLICK-Recherchen von damals zeigten, handelte es sich bei der getöteten Pflegerin um Esther S.* (†55). Die Luzernerin arbeitete über 20 Jahre im Zürcher Zoo.
Die Angreiferin beim fürchterlichen Ereignis: Amurtigerin Irina (5).
Zoodirektor Severin Dressen (32) findet es gut, dass der Vorfall untersucht wurde und dass die Untersuchungen nun abgeschlossen sind. Dies ist einer Mitteilung von diesem Mittwoch zu entnehmen, die der Zoo versandte. «Unabhängig davon bleibt der 4. Juli 2020 ein einschneidender Tag in der Geschichte des Zoos, der uns allen als solcher immer gegenwärtig bleiben wird», wird Dressen im Communiqué zitiert.
Mensch und Tier zur selben Zeit am selben Ort
An diesem verhängnisvollen Sommertag hätte sich die erfahrene Tierpflegerin für Reinigungsarbeiten in der Aussenanlage der Amurtiger aufgehalten, wie es weiter in der Zoo-Mitteilung heisst. Die Schieber von Tigerstall zu Aussenanlage seien nicht alle vollständig geschlossen gewesen. Deshalb standen sowohl Tigerin Irina wie auch Pflegerin Esther S. zur gleichen Zeit am gleichen Ort: im Aussenbereich.
Dort sei es dann zum «verhängnisvollen Zusammentreffen» gekommen. Andere Zoo-Mitarbeiter hätten zwar sofort reagiert und riefen und trennten Irina von Esther S. ab. Es half nichts: Die 55-Jährige starb noch vor Ort.
Zoo-Direktor: «Kleine Unachtsamkeit kann schwerste Folgen haben»
Zoo-Chef Dressen betont, dass alle Anlagen und Systeme regelmässig überprüft würden. «Im Nachgang des Unfalls haben wir die Raubtieranlagen natürlich erneut überprüft. Dabei konnten wir keine technischen Mängel feststellen.»
Totale Sicherheit sei aber unmöglich. «Wo Menschen und Tiere involviert sind, bleibt immer ein kleines Restrisiko», sagt Dressen. «Selbst eine kleine Unachtsamkeit kann schwerste Folgen haben. Das hat uns der tragische Vorfall schmerzlich vor Augen geführt». (nl)
* Name geändert