Tierschutzbund fordert strengere Regeln
Gibt's bald keine Rössli mehr am Sechseläuten?

Der Tierschutzbund Zürich will juristisch gegen das Umreiten des Bööggs am Sechseläuten vorgehen. Die älteren Zünfter wären gar nicht unglücklich über einen Verzicht, wie ein Insider sagt. Viele würden lieber trinken statt reiten.
Publiziert: 13.04.2016 um 17:47 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:51 Uhr
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Vergangenes Jahr starb am Sechseläuten ein Pferd an Herzversagen.
Foto: 8989-Lesereporter

Die neuen Regeln für die Reiter des «Sächsilüüte», die vom Zentralkomitee der Zünfte Zürich (ZZZ) erlassenen wurden (BLICK berichtete), gehen dem Tierschutzbund Zürich zu wenig weit. Jeder Zünfter muss neu eine Reiterprüfung ablegen, um am Umzug mitreiten zu dürfen.

Schon am Montag werden sich wieder Unmengen von Menschen auf den Sechseläutenplatz in Zürich drängen und ein riesiges Frühlingsfest feiern. An den grossen Menschenmassen und vor allem am brennenden Böögg dürften aber nicht alle erfreut sein – für ein Pferd war es letztes Jahr zu viel Aufregung, es starb an Herzversagen.

«Das ist eine Kindergartenreitprüfung»

Auch in diesem Jahr stehen die Tierschützer dem Fest immer noch «kritisch bis ablehnend» gegenüber, wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt.

«Das ist eine Kindergartenreitprüfung», kommentiert der Präsident des Tierschutzbundes Zürich, York Dittfurth, den neuen Brevetzwang für Reiter. Gegenüber dem «SRF Regionaljournal Zürich Schaffhausen» sagt er weiter: «Es sind minimale Voraussetzungen. Nach wenigen Reitstunden kann man bereits auf einem Pferd sitzen». Er will das Ross nicht ganz vom Fest verbannen aber er fordert: Auf das Umreiten des Bööggs soll verzichtet werden.

Tierschützer wollen juristisch vorgehen

«Ich fände es extrem schade. Der Umritt ist aus meiner Beurteilung heraus nicht gefährlich, weder für Ross noch für Reiter», kontert Hans Hess, Reiterchef bei der Stadtzunft, gegenüber «SRF».

Ein Kompromiss zwischen den beiden Fronten zeichnet sich daher kaum ab. Der Tierschutzbund will den Umzug genau beobachten und gegebenenfalls juristisch vorgehen. Er müsste sich auf eine langwierige Auseinandersetzung einstellen. Nicht zuletzt, da es sich beim Sechseläuten um einen Zürcher Traditionsanlass handelt.

Weil die Tierschützer eine nicht klageberechtigte Non-Profit Organisation sind, dürfte es mit einer alleinigen Klage schwer werden.

Ältere Reiter seien froh um neue Regel

Mit den neuen Regeln wird den Sechseläuten-Reitern unter anderem ein Blutalkoholgrenzwert von 0,5 Promille vorgeschrieben. Wie BLICK weiss, sind gerade die älteren Reiter froh um die Anpassungen beim diesjährigen Umzug.

Viele Zunftmitglieder um die 70 würden sich gar nicht mehr aufs Ross trauen – hätten aber zu viel Stolz, dies zuzugeben. Die Regel mit dem Brevet sei daher eine gute Gelegenheit, als Reiter zurück zu treten. Wer deshalb nicht mehr reiten dürfe, habe jetzt eine gute Ausrede, so der Insider.

Die jungen Reiter sind ab der Änderung ebenfalls erfreut, so muss die zukünftige Generation nicht für mögliche Fehler der alten Zünfter einstehen. Durch die Selbstkontrolle unter den Reitern sei für Sicherheit gesorgt. Wer zu viel trinkt, steige nicht aufs Pferd, denn man wisse genau: Gerät ein Pferd ausser Kontrolle und verletzt einen Zuschauer, könnte es das Aus für die Pferde am Sechseläuten bedeuten. (lz)

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