Noch immer stellt sich nach dem schrecklichen Unfall auf der A3 die Frage: Wieso konnten die Pferde vom Hof in Samstagern ZH ausbüxen? Sicher ist nur: Die Rösser begaben sich vom Hofgelände hinunter auf die Autobahn und kollidierten dort um vier Uhr morgens mit einem VW, der Richtung Zürich unterwegs war.
Der Fahrer, Reinigungsmitarbeiter Stjepan K.* (†53), stirbt. Auch die beiden Vierbeiner Leroy und Stone überleben den Horror-Crash nicht (BLICK berichtete).
Tierschutz prangert Zustände auf Hof an
Dass Leroy und Stone vom Hof abhauten, verwundert wenige. Die Zustände dort seien untragbar, sagt zum Beispiel Tobias L.*, ein Bekannter der Hofbesitzer. Er ist überzeugt: «Der Hof ist verantwortlich für dieses Drama.»
Der Zürcher Tierschutz teilt die Meinung des Tierfreundes. Nadja Brodmann, Co-Geschäftsleiterin, sagt beim Anblick der Bilder vom Hof: «Das sieht gar nicht gut aus!»
Ihr Urteil: «Man hätte schon längstens eingreifen müssen.» Aber: Der Tierschutz selbst könne keine Massnahmen ergreifen, sondern nur Ratschläge erteilen, sagt Brodmann und erklärt: «Die zuständige Behörde, um in solchen Fällen Massnahmen zu ergreifen, Fristen zu setzen und Bussen zu erteilen, ist das Veterinäramt.» Und: «Im schlimmsten Falle können die Tiere vom Veterinäramt auch beschlagnahmt und ein Tierhalteverbot ausgesprochen werden.»
Auf Anfrage von BLICK wollte das Veterinäramt keine Auskunft geben. Aber: Gemäss Tobias L. sei das Veterinäramt in den letzten Jahren schon häufiger zu Besuch gewesen.
Die Einschätzung von Brodmann ist eindeutig: «Es handelt sich hier um einen Messie-Hof.»
Unprofessionelle und gefährliche Umzäunung
Die Zoologin kritisiert im Besonderen die Umzäunung der Gehege: «Unprofessionell und nicht stabil. Die Stangen sind nicht im Boden verankert.»
Die Tierschützerin prangert auch an, dass sich in den Pferdegehegen Hindernisse wie Reifen und Schlingen befänden: «Das ist gefährlich. Die Pferde könnten stolpern und sich schwer verletzen.»
Zur Fluchtnacht kann sich Brodmann folgende Szenarien vorstellen: «Es kann sein, dass die Pferde erschrocken sind. Mit diesen unprofessionellen Abschrankungen war es dann leicht, auszubrechen. Oder jemand hat am Vorabend die Gehege oder die Stallboxen nicht richtig verschlossen.»
* Name geändert