Tiago R. (23) wegen Wahnsinns-Überholmanöver vor Bezirksgericht Andelfingen ZH
Todesfahrer soll 6,5 Jahre hinter Gitter

Ein fataler Crash wurde am Donnerstag vor Bezirksgericht Andelfingen ZH verhandelt: Ein damals 19-Jähriger krachte 2017 auf der A 4 Richtung Schaffhausen während eines irrsinnigen Überholmanövers in ein anderes Auto. Ein Beifahrer kam dabei ums Leben.
Publiziert: 16.07.2021 um 06:34 Uhr
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Chauffeur Tiago R.* (23) crashte bei einem haarsträubenden Überholmanöver in einen Lastwagen, ein Mann auf dem Rücksitz kam beim Unfall ums Leben.
Foto: Thomas Meier
Michael Sahli

Sein haarsträubender Fahrstil kostete im November 2017 ein Menschenleben auf der A 4 vor Schaffhausen. Dafür musste sich der Chauffeur Tiago R.* (23) am Donnerstag vor dem zürcherischen Bezirksgericht Andelfingen verantworten. Vor dem Richter bemitleidete sich der Todesfahrer vor allem selber: «Das Leben geht weiter, ich werde bald Vater.»

Der Schweizer war laut Staatsanwaltschaft an jenem verhängnisvollen Samstag in den frühen Morgenstunden mit über 1,1 Promille unterwegs, zuvor war er mit drei Kumpels im Ausgang. Dann wollte er mit seinem Fiat und den drei Mitfahrern möglichst schnell nach Hause nach Schaffhausen.

Wildwest-Manöver endet tödlich

Ein Sattelschlepper, der mit 80 Stundenkilometern auf der einspurig geführten Verbindung ab Winterthur ZH vor dem Fiat unterwegs war, strapazierte jedoch die Geduld des damals 19-Jährigen. R. versuchte, den Sattelschlepper über den Rastplatz in Humlikon ZH zu überholen!

Mit massiv übersetzter Geschwindigkeit rast der Fiat-Fahrer also von der Autostrasse herunter und über den Rastplatz, versucht, vor dem Sattelschlepper wieder auf der A 4 einzuspuren. Sein Auto kam auf dem Beschleunigungsstreifen aber ins Schleudern, knallte in den Sattelschlepper und ein entgegenkommendes Fahrzeug.

Es drohen über sechs Jahre Gefängnis

Das Heck des Fiat Bravo wird eingedrückt, für den jungen Mann auf dem Rücksitz (†21) kommt jede Hilfe zu spät. «Er war mein bester Freund», sagte der Angeklagte dazu unter Tränen. Eine junge Frau, ebenfalls auf dem Fiat-Rücksitz, wurde lebensgefährlich verletzt.

Zum Unfallhergang verweigerte der Unfallfahrer jegliche Aussage. «Wieso konnten Sie nicht warten?», wollte das Gericht wissen. «Kurz nach der Unfallstelle wäre die Strecke wieder zweispurig geworden.» Vom Angeklagten: wieder nur Schweigen.

Die Staatsanwältin will Tiago R. wegen eventualvorsätzlicher Tötung für sechs Jahre und sieben Monate hinter Gittern sehen: «Er hat den Tod seiner Mitfahrer in Kauf genommen.» Die Verteidigung macht eingeschränkte Intelligenz seines Mandanten geltend. Und fordert, bei den Hauptvorwürfen sei auf eine Bestrafung zu verzichten, da sein Mandant schon genug gestraft sei. Das Urteil folgt am Montag.

*Name geändert

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