Null Toleranz, null Infektionen. Thailand hat schon seit Mai keine inländischen Corona-Fälle mehr gemeldet (BLICK berichtete). Aber: Das südostasiatische Land zahlt dafür einen hohen Preis. Die Wirtschaft ist abhängig von Dollar, Euro und Yuan der Touristen. 40 Millionen Menschen kamen jährlich – bevor die Seuche über die Welt rollte. Danach wurde es an den Stränden und Walking-Streets für Monate still. Thailand hatte sich komplett für Touristen abgeschottet. Seit Anfang Oktober gibt es erste Versuche, wieder einige wenige Feriengäste hereinzulassen – mit harten Sicherheitsmassnahmen.
Einer der ersten Ankömmlinge ist der Ostschweizer Auswanderer Olav Böller (52). Er wurde direkt nach der Landung in eine 15-tägige Hotel-Quarantäne gesteckt, wie alle Einreisenden. Eine Woche hat er hinter sich. Mehrmals täglich wird die Temperatur gemessen. Alkohol ist verboten. «Es fühlt sich an wie im Knast», witzelt Böller gegenüber BLICK. Aber: «Ich habe es mir noch schlimmer vorgestellt.»
Vor zehn Jahren ganz nach Thailand ausgewandert
Der Schweizer ist seit bald 25 Jahren mit der Thailänderin Wanida (47) verheiratet und vor zehn Jahren in ihr Heimatdorf nördlich von Bangkok ausgewandert. Dort betreibt er ein kleines Gästehaus, Landwirtschaft und einen Blog. Jedes Jahr kommt er für ein, zwei Monate in die Schweiz, so auch dieses Jahr. «Ich hoffte, dass die Epidemie abflaut.» Es kam anders.
Das südostasiatische Land ist mit 3600 Fällen und 60 Toten noch glimpflich davongekommen. «Man muss glauben, was die Statistik sagt», meint der Auswanderer. Fakt ist: Die Thais achten streng darauf, dass die Zahl der Neuinfektionen bei null bleibt.
Vom Airport ohne Umwege ins Quarantäne-Hotel
«Ich reiste in Zürich ab, wo alles mehr oder weniger normal war», so Böller. Bei der Ankunft sei es dann wie in einem Astronautenfilm gewesen: «Es warteten schon Dutzende Leute in Ganzkörperanzügen auf mich. Wir wurden direkt ins Quarantäne-Hotel gebracht», sagt der Auswanderer. Einige der Touristen entscheiden sich für Quarantäne im Luxushotel. Böller hat sich für eine eher preisgünstige Variante in Flughafennähe entschieden.
Seither sehen alle Tage gleich aus. Langsames Internet – und viele Telefonate. Drei Mahlzeiten pro Tag, die besser sein könnten. Schlafen. Und bisher ein Corona-Test, der offenbar negativ war. «Ich habe ein gelbes Bändeli bekommen», sagt der Schweizer voller Vorfreude. Denn: «Das heisst, ich kann hoffentlich bald ein Zeitfenster buchen, um auf die Dachterrasse gehen zu dürfen.»
Grösster Wunsch: ein kühles Bier
Beklagen will er sich nicht. So wie die Thais sich auch nicht über Ausgangssperren und Alkoholverbote beschwerten, die es am Anfang der Pandemie gab. Wenn alles gut läuft und der Auswanderer in einer Woche endlich das Zimmer verlassen darf, weiss er schon, was er als Erstes macht: «Dann trinke ich erstmal ein kühles Bier.»
Massentourismus ist in Thailand auf längere Zeit nicht gefragt. Ziel der Behörden ist es, 1200 Langzeit-Besucher pro Monat ins Land zu holen – bis jetzt eher eine symbolische Aktion. Die Analysten von Oxford Economics gehen davon aus, dass es bis 2024 dauern könnte, bis die Touristen wieder in Massen kommen.