Taktik oder Feigheit?
Kurden-Rocker Sondame lösen sich auf

Kaum da, schon sind sie wieder weg. Die Kurden-Rocker Sondame fühlen sich falsch verstanden und haben sich nach eigenen Angaben aufgelöst. Experten sehen andere Gründe für den Rückzug.
Publiziert: 04.06.2015 um 10:36 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:01 Uhr

Lautstark marschierte die kurdische Strassengang Sondame durch Zürich. Skandierte mitten in der Nacht ihren Namen. Anwohner fühlten sich bedroht. Nur durch Einsatz von Gummischrot gelang es der Polizei, die Bande zurückzudrängen.

Das war vor einem Monat. Und heute? Heute soll schon alles vorbei sein!

Auf ihrer Facebook-Seite schreibt die Gruppe, die sich selbst als «grosse Familie» sieht: «Sondame gibt hiermit seine Auflösung bekannt.» Wer sich als Sondame ausgebe, lüge und betrüge.

Von den Behörden verfolgt

Zu den Gründen schreibt die Kurdengang: «In letzter Zeit versucht man uns als Alternative zur kurdischen Freiheitsbewegung darzustellen, jedoch war und ist das absoluter Schwachsinn und entspricht nicht der Wahrheit.» Und weiter: «Negative Berichte über Sondame wurden leider allen Kurden zu Last gelegt.»

Ganz freiwillig scheint die Auflösung aber nicht zu sein. Seit Wochen üben die Strafverfolgungsbehörden Druck auf die Strassengang aus. In Stuttgart, wo Sondame ihren Ursprung haben, hat die Polizei mehrere Mitglieder verhaftet, schreibt die «NZZ». Drei davon sitzen nach wie vor in Untersuchungshaft. 

Haben die Kurden-Rocker Schiss?

Sigurd Jäger, vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg zeigt sich von der Nachricht über die selbsterklärte Auflösung unbeeindruckt. «Wir behalten die Gruppierungen weiterhin im Auge, das Thema geniesst bei uns hohe Priorität», so der Leiter der Inspektion Organisierte Kriminalität. Denn das Vorgehen könnte taktisch motiviert sein. «Damit will die Gruppierung vermutlich einem möglichen Verbotsverfahren zuvorkommen.»

Oder haben die Kurden-Rocker einfach Schiss? Auf Rocker-Blogs kursiert die Vermutung, dass der Druck der verfeindeten United Tribuns so gross geworden sei, dass sich einige Sondame-Mitglieder nicht mehr aus dem Haus getraut hätten.

Experten bezeichneten das frühere Auftreten von Sondame als «aggressiv» und «kämpferisch». Auf den Vorwurf der Feigheit hätte die Gruppe in jedem Fall reagiert. Hält sie sich jetzt zurück, kann sie beweisen, dass sie sich tatsächlich aufgelöst hat. (mad)

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