Herrscht solch eine Hitze wie am Wochenende, ist die Arbeit für die Seepolizisten der Kantonspolizei Zürich nicht etwa traumhaft, sondern einfach nur heiss. «Wir sind den ganzen Tag in Uniform und kontrollieren Schiffsführer und ihre Boote», sagt Thomas Süsli (54). «Einfach kurz reinspringen würde sich nicht gehören.»
Süsli ist Dienstchef-Stellvertreter der Seepolizei und der dienstälteste Mitarbeiter auf dem See. Zum 50-Jahr-Jubiläum, das die Seepolizei dieses Wochenende feiert, peitschte er mit Blick am Abend über den See.
In seiner 26-jährigen Dienstzeit habe die Verkehrsdichte auf dem Wasser stark zugenommen, erzählt er. «Es wurde hektischer auf dem See. Jeder will am Feierabend noch kurz aufs Boot oder möglichst schnell von A nach B.»
Von Pinguinen und Riesenschildkröten
Süsli hat bei seinem Job einiges Kurioses erlebt. «Ich habe schon so viel im Dienst erlebt, ich weiss gar nicht, wo anfangen», sagt er. Etwa spezeill gewesen sei, als einmal die Seepolizei aufgeboten wurde für einen Pinguin an der Sihl. «Der stellte sich dann als Kormoran beim Sonnebaden heraus.»
Oder dann war da die ältere Dame, die in Meilen auf die Fähre fuhr, am Fährmann vorbei zog, durch die Abschrankung krachte und direkt im See landete. Der Fährmann rettete die Dame samt Hund, die Seepolizei musste das Auto bergen.
«Oder als einmal ein langes Motorboot aufs Land auffuhr und schräg in der Landschaft lag, fragte ich mich schon, wie man so etwas zustande bringt.» Viele Bootsschäden habe er schon gesehen, aber sowas!
Das «Hasustier» vom Stützpunkt
Immer wieder ein Hit seien die Tiere. «George ist unsere 1,80-Meter grosse Wels-Dame, die bei unserem Stützpunkt laicht. Die sieht aus wie ein kleiner Hai», erzählt er.
Ebenfalls beim Stützpunkt in Oberrieden sichtete Süsli vor Jahren eine Schildkröte. «Nach mehreren Tagen konnten wir sie einfangen. Ein grosses Prachtsexemplar, das wohl ausgesetzt wurde und viel Wert hatte.» Er brachte sie zu einem Experten.
Besonders tragisch, wenn er zu spät kommt
Leider wird sein Alltag aber auch von traurigen Ereignissen überschattet. Ein gutes Dutzend Todesfälle hat er schon erlebt. Als Polizeitaucher muss er dann die Körper bergen. «Das geht einem nahe – vor allem, wenn es Kinder sind.Auch Jahre später denkt man manchmal noch daran.»
Besonders schlimm sei gewesen, als er einmal per Heli an den Greifensee eilte und für den verunfallten Schwimmer noch Hoffnung bestand. «Mein Kollege konnte ihn sehr schnell bergen und wir reanimierten ihn. Doch es war leider trotzdem zu spät. Das war hart.»
Selbst die Seepolizei gerät in Seenot
Dafür hat er als Seepolizist auch schon hunderte Menschen aus verzwickten Situationen gerettet. «Man weiss ja nie, ob man ihnen das Leben rettete – vielleicht wäre es eine Minute später schon brenzlig geworden», sagt Süsli.
In Not geraten etwa Schiffsführer, wenn das Wetter umschlägt und ein zu schwacher Motor nicht mehr gegen die Wellen ankommt. Oder wenn Schiffe durch Schäden nicht mehr manövrierbar sind. «Selbst wir sind in Dietikon schon einmal fast ins Wehr geraten», erzählt er. «Der Motor wollte nicht mehr anspringen. Im letzten Moment klappte es dann aber doch noch.»
Oder einmal habe er beim Rheinfall eine Panne gehabt. «Wir mussten dann paddelnd das Motorboot zurück zum Bootsplatz nach Eglisau bringen – durch drei Wehre. Es war schon spätabends, als wir heimkehrten.»
Sein Lieblingssee ist im Bündnerland
Sein Lieblingssee sei übrigens nicht der Zürichsee. «Er ist mein Arbeitspaltz», sagt er. Der schönste See, in dem er je tauchte, sei im Puschlav zu finden.
«Die Bündner Kollegen haben uns für einen Kurs an den Saoseosee eingeladen. Der ist so klar und so blau und man sieht jeden Stein. Mit den Lärchen rund um den See – einfach unglaublich schön.»
Tag der offenen Tür der Seepolizei Zürich am 13./14. Juni 2015 in Oberrieden ZH