Südafrikanischer Impfdrängler und Multimilliardär Johann Rupert
«Es war ein Fehler, aber es war legal»

Er habe einen Fehler, aber nichts Illegales gemacht. Der südafrikanische Multimilliardär Johann Rupert erzählt, wie er sich im Thurgau noch vor der Bevölkerung impfen lassen konnte. Und erklärt, dass er mit Schweizer Wohnsitz in Genf auch Steuern und Krankenkasse zahle.
Publiziert: 24.01.2021 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2021 um 18:25 Uhr
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Noch bevor das Impfprogramm im Kanton Thurgau begonnen hat, liess sich ein schwerreicher Multimilliardär aus Südafrika dort impfen.
Foto: Keystone

Er musste viel Kritik dafür einstecken, sich im Thurgau noch vor der hiesigen Bevölkerung impfen zu lassen. Obwohl er nicht einmal dort wohnt. Jetzt äussert sich der südafrikanische Multimilliardär Johann Rupert (70) zu den Vorwürfen, sich vorgedrängelt zu haben. Er bereue es, habe mit der Impfung aber nichts illegal gemacht. Mit einem Wohnsitz in der Schweiz sei er auch Steuerzahler hier und zahle Krankenkasse.

Für den Piks flog Rupert eigens aus Südafrika in die Schweiz. Dort hatte er sich seit dem Ausbruch der Pandemie zu Hause abgeschottet. Mithilfe seinen Beziehungen in der Schweiz – er hat einen Wohnsitz in Genf - konnte sich Rupert als Testperson im Thurgau anmelden. Einer der reichsten Männer Südafrikas erhielt am 11. Januar das Covid-19-Vakzin von Pfizer/Biontech, während Thurgaus Bevölkerung weiter auf den Impfstoff wartete.

Der «SonntagsZeitung» erklärte Rupert, wie es dazu gekommen sei und was tatsächlich passierte. Er habe in seiner Firma Richemont angefragt, ob es eine Möglichkeit gebe, sich in der Schweiz legal impfen zu lassen. Da sei die Idee mit den Testimpfungen im Kanton Thurgau aufgekommen: «Das war ein Fehler, aber es war legal.»

Wirtschaft laufe nur mit Impfung wieder an

Auch ein im Kanton Zürich wohnhafter Freund von ihm, 55-jährig, habe ihm versichert, sich nächste Woche impfen zu lassen. Es gebe «immer wieder Leute, die kommen zu Impfstoffen, obwohl sie eigentlich nicht berechtigt wären», sagt der Südafrikaner.

Er sei Geschäftsmann und trage grosse Verantwortung. Allein in der Schweiz beschäftige Richemont 9000 Angestellte und habe 5000 Zulieferer. Richemont gehören Luxusmarken wie Cartier, Montblanc und Alfred Dunhill. «Wenn wir wollen, dass die Wirtschaft wieder läuft, dann muss man auch wieder reisen können», so Rupert. «Das geht nur mit einer Impfung.»

Zudem seien Impfskeptiker auch in seinem Umfeld ein Thema. Als Führungskraft habe er dem Personal ein Beispiel geben wollen, sich «so bald wie möglich impfen zu lassen, damit die Leute keine Angst mehr haben». Selbst einer Freundin von ihm in Genf sei von einer Ärztin geraten worden, sie solle sich ja nicht impfen lassen. Das sei zu gefährlich, der Impfstoff sei nicht erprobt.

Mit dem Auto in den Thurgau

Selbstverständlich habe er vor der Abreise aus Südafrika einen Test gemacht und sich nach der Ankunft am 23. Dezember in Genf sofort in Quarantäne begeben. In Genf befindet sich der Hauptsitz von Richemont.

Bis zu seiner Impfung am 11. Januar sei er auch Angestellten im Haus nie näher als zwei Meter gekommen. Er sei «sehr vorsichtig» gewesen. Dreieinhalb Stunden habe die Autofahrt von Genf in den Thurgau gedauert. Nach der Impfung machte er auf der Rückfahrt einen Tankstopp.

Rupert erachtet es als naheliegend, sich in der Schweiz impfen zu lassen, obwohl er Südafrikaner ist: «Ich bin seit 31 Jahren in der Schweiz, zahle meine Steuern und meine Krankenkasse hier.»

«War seit zehn Monaten nicht mehr im Restaurant»

Zudem gehöre er wegen Herzproblemen, Diabetes und Übergewicht zur Risikogruppe. Daher habe er sich seit März in Selbstisolation begeben: «Ich will auf keinen Fall das Virus bekommen. Ich trage immer Masken.»

Freunde würden ihn auch paranoid nennen. «Ich war seit zehn Monaten nicht mehr im Restaurant». Auch jetzt, trotz Impfung, gehe er nicht raus. Er warte, bis es eine Herdenimmunität gebe.

Es entbehrt nicht gewisser Ironie, dass er sich nicht in Südafrika impfen liess. Sonst hätte es geheissen: «Ich dränge mich vor und kaufe die Impfung», so Rupert. Auch gebe es in Südafrika fast keinen Impfstoff. Doch jetzt hat er sich die gleichen Vorwürfe in der Schweiz gefallen zu lassen – und macht damit noch weltweit Schlagzeilen. (kes)

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