Studie der Uni Zürich
Jedes fünfte Schulkind hatte schon Corona

Die Uni Zürich hat 2500 Zürcher Schulkinder getestet – und siehe da: Knapp 20 Prozent haben bereits Antikörper gebildet. Derweil passt die Zürcher Bildungsdirektion die Massnahmen an den Schulen an.
Publiziert: 21.05.2021 um 08:59 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2021 um 09:47 Uhr
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Seit Juni 2020 stieg der Anteil Kinder, die eine Infektion durchgemacht und Antikörper entwickelt haben, von 2 auf 19 Prozent.
Foto: AFP

Die Studie «Ciao Corona» der Universität Zürich hat zum dritten Mal 2500 Kinder aus 275 Klassen und 55 Schulen auf Antikörper gegen das neue Coronavirus getestet. Antikörper im Blut sind der Beleg für eine durchgemachte Infektion. Die grosse Mehrheit der Schülerinnen und Schüler machte bei allen Testrunden – Sommer 2020, Herbst 2020, Frühling 2021 – mit. Das erlaubt einen aussagekräftigen Langzeitvergleich.

Seit Juni 2020 stieg der Anteil Kinder, die eine Infektion durchgemacht und Antikörper entwickelt haben, von 2 auf 19 Prozent, teilt die Universität in einer Mitteilung mit. Die Infektionsrate sei damit vergleichbar mit jener der Eltern und des Schulpersonals. Es zeigen sich keine wesentlichen Alters- oder Geschlechtsunterschiede, ausser dass die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe etwas weniger betroffen waren.

80 Prozent behielten Antikörper über 6 Monate

Erfreulicherweise hat eine Mehrzahl der Kinder ihre Antikörper seit der Herbstmessung und damit über mindestens 6 Monate behalten. Bei rund 20 Prozent der infizierten Kinder waren keine Antikörper mehr nachweisbar. Dieser Rückgang ist vergleichbar mit jenem bei Erwachsenen. Noch ist unklar, wie lange die natürliche Immunität anhält: «Es ist möglich, dass Kinder mit durchgemachter Infektion trotz fehlender Antikörper durch andere Abwehrmechanismen des Körpers wie T-Zellen vor einer Wiederansteckung geschützt sind», wird Studienleiterin Susi Kriemler in der Mitteilung zitiert.

In der ersten Testphase (Sommer 2020) gab es im Schnitt bei 2 von 100 Klassen eine Häufung von Infektionen (3 oder mehr Infizierte pro Klasse). In der zweiten Testphase (Herbst 2020) gab es bei 6 von 100 Klassen ein solches sogenanntes Clustering.

Vier Prozent zeigen Long-Covid-Symptome

Bei der jüngsten Testphase (Frühling 2021) stieg der Wert auf 20 von 100 Klassen. Dieser Anstieg ist ungefähr proportional zum gesamthaften Anstieg der durchgemachten Infektionen. Es muss noch untersucht werden, ob die Infektionen gleichzeitig oder nacheinander stattfanden.

Seit dem Herbst 2020 zeigten 4 Prozent der Kinder mit positivem Antikörpertest Symptome, die mit Long Covid vereinbar sind (Symptome über 3 Monate oder länger). Auch bei den Kindern ohne Antikörper gegen Sars-CoV-2 machten jedoch 2 Prozent Angaben zu Langzeitsymptomen. Für längerdauernde Symptome können also auch andere Gründe verantwortlich sein. Es ist deshalb davon auszugehen, dass etwa 2 Prozent der infizierten Kinder Langzeitsymptome zeigen, die mit Covid-19 in Zusammenhang stehen können. Keines der untersuchten Kinder war im Verlauf der Erkrankung hospitalisiert.

Keine Masken mehr im Freien an Zürcher Volksschulen

Derweil spricht die Zürcher Bildungsdirektion von einer positiven epidemiologischen Entwicklung. Sie hat deshalb vorsichtige Lockerungen an den Schulen beschlossen. Auf Volksschulstufe wird auf den 31. Mai die Maskentragpflicht im Freien aufgehoben, in Innenräumen wird sie bis zu den Sommerferien verlängert. Der Schwimmunterricht in Hallenbädern ist ab der 4. Klasse der Primarschulstufe wieder zulässig. Schulveranstaltungen sind auf allen Schulstufen unter Berücksichtigung der Bundesvorgaben möglich, und unter Einhaltung eines bewilligten Schutzkonzepts können auch Klassenlager durchgeführt werden. Dies gilt auch für die Mittel- und Berufsfachschulen.

Regierungsrätin Silvia Steiner sagt dazu: «Es braucht ein Gleichgewicht zwischen sicheren, verhältnismässigen und praktikablen Schutzmassnahmen.»

Positive Zwischenbilanz für repetitive Tests

Neben individuellen Schutzkonzepten für jede Schule gebe es auch ein Contact Tracing, welches die spezifischen Bedürfnisse der Schulen berücksichtige. Zudem würden die Maskenpflicht, anlassbezogene Ausbruchstestungen sowie repetitive Massentests zu sicheren Schulen beitragen, schreibt der Kanton in einer Mitteilung.

Die Stadt Zürich gehört zu den Gemeinden, die sich von Beginn weg an den repetitiven Testungen beteiligt haben. Ein Pilotversuch mit zwei Schulen wurde vor den Frühlingsferien gestartet. Schulvorsteher Filippo Leutenegger zieht nach den ersten Erfahrungen eine insgesamt positive Bilanz. Die Schulen hätten zwar zunächst einen gewissen Initialaufwand, erklärt Leutenegger: «Ab der zweiten Reihentestung haben sich die Abläufe aber eingespielt, und die Tests lassen sich gemäss Rückmeldungen aus den Schulen mit einem vertretbaren Aufwand durchführen.» Nach den Frühlingsferien haben zehn weitere Schulen in der Stadt Zürich mit präventiven Tests begonnen. (neo)

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