Strafuntersuchung gegen Zürcher Polizisten
Franco F. soll das Milieu bedient haben

Franco F. (48) ist der Polizist, der geheime Akten an Milieukönig Samir Y. weitergegeben haben soll. Nun will die Staatsanwaltschaft eine Strafuntersuchung einleiten.
Publiziert: 05.01.2018 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:44 Uhr
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Die auf den Akten abgebildeten Delinquenten geben an: Chilli's-Boss Samir Y. habe sie mit den Abzügen erpresst.
Foto: Keystone
Michael Sahli

Kantonspolizist Franco F.* (48) hat mit dem horizontalen Gewerbe eigentlich nichts zu tun. In den sozialen Medien gibt der Mann aus Kloten ZH an, als «Ermittler Einbruchdelikte» tätig zu sein. Trotzdem landeten vertrauliche Infos, die vom Polizeicomputer des 48-Jährigen abfotografiert wurden, in den Händen der berüchtigten Rotlicht-Figur Samir Y**.

Nachdem BLICK den Fall publik machte, will nun die Staatsanwaltschaft eine Stafuntersuchung wegen des Verdachts auf Amtsgeheimnisverletzung gegen Franco F. einleiten – und hat vom Gericht grünes Licht dafür bekommen.

Polizeibilder landeten bei Milieukönig

Der Fall sorgte im November 2017 für rote Köpfe. Über Wochen hatten die Polizei-Bilder im Milieu kursiert. Zu sehen ist ein Polizeicomputer mit Akten von Delinquenten inklusive Fotos.

Die Delinquenten, die in den Akten zu sehen waren, erzählten: Die Bilder seien ausgerechnet bei Samir Y., dem Boss des Rotlicht-Lokals Chilli's gelandet. «Weil ich seit längerer Zeit mit Samir Streit habe, zeigt er überall meine Polizeiakten herum. Er droht damit, dass er alles über seine Gegner wisse – und dass die Polizei immer auf seiner Seite sei.» Samir Y. geriet mit seinen guten Polizei-Beziehungen schon früher in die Schlagzeilen: Mehrere Polizisten waren im Rahmen der «Chilli's-Affäre» wegen Bestechlichkeit vor dem Kadi gelandet.

Für die Geschädigten ist klar: Polizist Franco F. müsse entweder bestechlich oder erpressbar sein. 

Ein Beschluss des Obergerichts, der BLICK vorliegt, erhärtet den Verdacht: «Polizeiliche Abklärungen ergaben, dass die Fotos am Arbeitsplatz des Kantonspolizisten Franco F. erstellt wurden.» Zudem sei es auch Franco F. gewesen, der im Polizeicomputer auf die Akten zugegriffen habe.

Franco F. schweigt zu Vorwürfen

Es bestehe, heisst es weiter, der Verdacht, der Polizist habe «entweder die inkriminierten Fotos selber gemacht oder einer Drittperson die Aufnahmen ab dem Bildschirm seines Arbeitsplatzes ermöglicht».

Über mögliche Motive des Polizisten steht in den Akten nichts, wohl auch weil Franco F. selber auf eine Stellungnahme verzichtet.

Auch bei der Kantonspolizei Zürich kann man nicht mehr sagen. «Der betreffende Polizist ist nach wie vor vom Dienst suspendiert», heisst es lediglich. Der Anwalt von Franco F. war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Samir Y. erklärt, er habe mit dem Fall nichts zu tun: «Ich wurde nicht einmal befragt.»

Der Polizist hat noch bis Mitte Januar Zeit, Rekurs gegen die Strafuntersuchung einzureichen.

* Name geändert

** Name der Red. bekannt

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