Er kam, filmte – und flog aus zwei Hotels. Sogar einen Polizeieinsatz löste er aus: Letzte Woche war der US-Amerikaner Paul Denino (24), besser bekannt unter seinem Künstlernamen Ice Poseidon, in Zürich. Der sogenannte Influencer erreicht mit seinen Videos Hunderttausende Menschen.
Denino stellt sein Leben quasi in Echtzeit ins Netz, lässt seine Follower für seine Ausgaben «spenden». In Zürich ist das Konzept nach hinten losgegangen. Am Mittwoch checkte der 24-Jährige im altehrwürdigen 4-Sterne-Hotel «Schweizerhof» direkt an der Bahnhofstrasse ein. «Es war, als würde ein Wespenschwarm einfallen», sagt Hoteldirektor Andreas Stöckli zu BLICK.
Falsche Essens-Bestellungen
Das Problem: Weil die Fans des Amerikaners stets live mitverfolgen können, wo sich ihr Idol befindet, sammelten sie sich in der Lobby. Und: Scherzkekse aus der ganzen Welt begannen, unter falschem Namen Essen für Denino zu bestellen. «Es war eine richtige Karawane von Kurieren vor der Tür», so der Direktor. Dazu seien innert weniger Stunden Hunderte Scherzanrufe an der Rezeption eingegangen.
Weil der Youtuber auch ungefragt die anderen Hotelgäste filmte, mussten die Verantwortlichen schliesslich die Reissleine ziehen – sie schmissen Ice Poseidon kurzerhand raus.
Resultat: Denino schimpfte in seinem Livestream und behauptete, das Hotel behalte sein Gepäck zurück. Dessen Gefolgschaft rächte sich mit schlechten Online-Bewertungen. Der Hoteldirektor versucht, die Sache mit Humor zu nehmen: «Wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen.» Dass sein Personal gut reagiert hat, habe er ja sowieso jederzeit im Livevideo überprüfen können, sagt er schmunzelnd.
Polizei rückt zum Central aus
Kurz davor war Denino bereits aus einem Hotel am Central geflogen. Zwar will sich das Haus selber nicht dazu äussern. Das Video vom Rauswurf ist aber im Netz abrufbar: «Gehen Sie, oder ich rufe die Polizei», schimpft eine Angestellte. So kam es dann auch. Im Video ist eine Beamtin zu hören, die den «Künstler» bittet, aus dem Zimmer zu treten. Grund sind hier offenbar unbezahlte Essenslieferungen. Die Stadtpolizei selber bestätigt einen Einsatz, will sich zu den Hintergründen aber nicht äussern.
Paul Denino reiste nach den Vorfällen nach Deutschland weiter: «In der Schweiz ist es schlimmer als in Nordkorea!» Er hat, wie seinem Livevideo zu entnehmen ist, auch dort schon wieder Ärger mit der Polizei.
Schweizerhof-Direktor Stöckli ist einfach nur froh, dass die Sache ausgestanden ist: «Dass Influencer nach Gratis-Zimmern fragen, kommt so etwa fünf Mal pro Woche vor. Dass einer aber das ganze Haus auf den Kopf stellt, ist neu.»