Sie hätten alle Angst, sagt Kanti-Schüler Samuel Haitz (18), Präsident der Zürcher Schülerorganisationen. «Weil uns gesagt wird, dass man bei der Bildung massiv sparen will, aber niemand konkretisiert, wo genau.» Jetzt proben die Gymi- und Kantischüler den Aufstand – auf viele verschiedene Arten.
Denn die Schüler befürchten, dass ihre Freifächer gestrichen werden oder dass künftig zu viele Schüler in eine Klasse gequetscht werden. Ihre Forderungen: Schlichtweg keine Sparmassnahmen im Bildungsbereich. «Man kann nicht überall Steuern senken und im Nachhinein die Ausgaben anpassen. Das ist eine verfehlte Politik», sagt Haitz.
«Thema Bildung ist uns wichtig»
«Und wir setzen uns für diese Anliegen ein, denn wenn es uns selber betrifft, mobilisieren wir uns von selbst. Wir sind viel politischer, als viele denken.» Das bestätigt auch Mattia Brugger (18), Co-Präsident des Schülerorganisationsvorstands der Kantonsschule Hohe Promenade in Zürich: «Dass die Jugend apolitisch ist, stimmt nur sehr beschränkt. Wir Schüler realisieren sehr wohl, wie wichtig das Thema Bildung ist.»
Die beiden hatten sich für die offiziellen Protest-Aktionen im ganzen Kanton engagiert: An jeder Schule gab es Veranstaltungen, und am Ende hätten alle Schüler auf dem Bürkliplatz zusammenkommen sollen. Doch schon am Montag sei bekannt geworden, dass diese Schlussveranstaltung ins Wasser fällt. Da ein «Bündnis» aus der linksautonomen Szene eine illegale Nachdemo angekündigt hatte, wurden alle offiziellen Feierlichkeiten auf dem Bürkliplatz abgesagt. «Wir hätten die Sicherheit der vielen minderjährigen Schüler nicht garantieren können», bedauert Haitz.
Die illegale Demo fand dennoch statt, auch einzelne Schüler waren dabei – der Marsch verlief gestern Abend friedlich.
«Viel Aufmerksamkeit bekommen»
Hauptsächlich blieb es aber bei den zahlreichen Aktionen der Kantis. In Winterthur verlegte ein Englischlehrer seine Schulstunde in die Innenstadt, am Bellevue verteilten Schüler selbstgemachtes Schleckzeug, in Zürich-Hottingen machten die Schüler in einem Flash-Mob sichtbar, wie viele von ihnen weggespart werden sollten und in vielen anderen Schulen zeigten die Jungs und Mädchen Tanz- oder Kunstperformances aus ihren Freifächern.
«In den Veranstaltungskomitees sassen zwar auch Lehrer und Rektoren, aber vieles kam von uns», betont Haitz. «Wir haben guten Grund, uns zu engagieren, denn wir sehen nicht ein, wieso unbedingt wir und die Generationen nach uns unter dem Bildungsabbau leiden sollen.» Mattia Brugger ergänzt: «Wir haben viel Aufmerksamkeit bekommen. Die Debatte ist nun öffentlich.»