Vor zwei Wochen stellte sich der deutsch-türkische «Welt»-Korrespondent Deniz Yücel (43) in Istanbul freiwillig einer Befragung durch die Polizei. Es ging um Berichte über eine Hacker-Attacke gegen den türkischen Energie-Minister, schreibt die «Welt».
Nach der Befragung wurde Yücel in Polizeigewahrsam genommen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Empörung gross: Zahlreiche Medienschaffende und Politiker solidarisierten sich mit dem festgenommenen Journalisten.
Untersuchungshaft aus zweifelhaften Gründen
Gestern wurde klar: Das half nichts. Ein türkischer Richter verhängte Untersuchungshaft gegen Yücel – diese kann in der Türkei bis zu fünf Jahre dauern.
Yücel wird vorgeworfen «Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung» zu betreiben. Das könnte den deutsch-türkischen Doppelbürger mehrere Jahre hinter Gitter bringen.
Europäische Solidarität für Yücel
Seit dem Bekanntwerden der Anklagepunkte und der Verhängung der Untersuchungshaft sind in Deutschland verschiedene Solidaritätsproteste ausgebrochen. Für heute Abend sind weitere Protestmärsche in verschiedenen Städten wie Berlin, Hamburg und Wien geplant.
Auch in der Schweiz fand heute Nachmittag eine Solidaritätsbekundung statt: Ein Autokorso sollte um 16.30 Uhr vom Stadion Letzigrund aus. Danach soll die Demonstration auf dem Helvetiaplatz weitergehen.
Der Aufmarsch war allerdings bescheiden: «Wir sind 10 Leute, plus ein Auto, eine Vespa und ein Velo», sagt ein Leserreporter zu BLICK. «Einen Autokorso in der ÖV-Schweiz durchzuführen war wohl etwas optimistisch.»
Beim heutigen Hudelwetter sind Journalisten-Kollegen wahrscheinlich vor allem geistig bei Deniz. (vac)